Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
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Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 00:54
  • Yushka
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    29. Okt 2012
[quote="Margret"
Wir haben diese letzte gemeinsame Zeit intensiv miteinander verbracht und ich bin für diese Chance des Abschieds unendlich dankbar. Er starb friedlich, ohne Anzeichen von Schmerzen oder sonstigen belastenden Symptomen in meinen Armen. Aus einer tiefen Bewusstlosigkeit ist er nicht mehr erwacht, er hörte einfach auf zu atmen. Es war ein friedlicher und nicht qualvoller Tod - ich denke, so sollte das Sterben bei den heutigen Möglichkeiten auch sein.

Was Deine Überlegungen zum "kämpfen oder aufgeben" betrifft, so kann dies natürlich nur jeder Patient für sich entscheiden. Ich habe in der Klinik gesehen, was mit krebskranken Menschen geschieht, bei denen trotz des sich abzeichnenden Endes weiter therapiert wird, die "übertherapiert" werden. SO möchte ich nicht Abschied von der Welt nehmen. Wir haben fast 4 Jahre gemeinsam gekämpft, konnten aber auch erkennen, wann es Zeit für das Loslassen wurde. Insofern würde ich nicht von "aufgeben" sprechen, sondern von der Akzeptanz des Unabänderlichen. Ich würde mich - auch mit einigem zeitlichen Abstand - wieder so entscheiden.
[/quote]

Liebe Margret,

danke für Deinen berührenden und tröstlichen Bericht. Für einen nahen Angehörigen ist es oft schwerer, den Abschied zu akzeptieren als für den Sterbenskranken und ich bin sicher, dass Dein Mann sehr froh darüber war, dass er in Dir so eine Stütze und Verbündete hatte. Ich selbst habe meinen ehemaligen Lebensgefährten bis zu seinem Ende begleitet und es ging mir bei aller Erschöpfung doch viel besser danach als denen, die das Ende nicht so hautnah erleben durften. Während sie noch mit seinem Tod haderten, hatte ich zum Schluss eine große Erleichterung verspürt, dass er es "geschafft" hatte und sich nicht länger quälen musste. Es war Magen- und Speiseröhrenkrebs - auch keine Krebssorte, gegen die ich mein MM eintauschen möchte ...

In welcher Stadt/in welchem Krankenhaus wurde Dein Mann so gut gepflegt? Es tut gut zu hören, dass es Krankenhäuser gibt, in denen man in so einem Zustand nicht ganz verloren ist.

Alles Liebe -
Yushka.

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Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 01:04
  • Yushka
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    29. Okt 2012


Lieber Rudi,

also, heftig sind die Gedanken vielleicht für andere, aber sie gehören zu meiner Biografie und sind nicht erst seit der Diagnose in meinem Kopf.

Ich weiß, Du meinst es gut, wenn Du mir rätst, mir keine Gedanken um ungelegte Eier zu machen. Aber mir helfen diese Gedanken. Ich neige nicht dazu, mich in etwas hineinzusteigern, was nicht ist. Ich bin nur gern vorbereitet und möchte nicht irgendwann kalt erwischt werden. Mir selbst das Denken zu verbieten wäre genauso sinnlos wie zu versuchen, nicht zu atmen.

Keine Sorge, ich genieße das Leben und habe genug zu lachen.
Liebe Grüße
Yushka.

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Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 03:15
  • Yushka
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    29. Okt 2012

Liebe Jeanny,

ich wollte Dich nicht runterziehen und es tut mir Leid, dass Du Beiträge wie meine so schwer aushältst.

Ich begreife Foren wie dieses aber nicht ausschließlich als Plattform für Erfolgsnachrichten und Durchhaltebeschwörungen. Mut machen kann ja für mich etwas ganz anderes sein als für Dich. Ich habe Margret übrigens nicht so verstanden, als hätte sie das Ende ihres Mannes als grausam empfunden. Es sei denn, man hält den Tod selbst für grausam.

Ich will nicht behaupten, dass ich mit diesem Thema besonders cool umgehe, aber letztlich ist der Tod, sofern er durch Krankheit oder Schwäche verursacht ist, doch ein ebensolches Naturereignis wie die Geburt. Kann es nicht sein, dass man am Ende glücklich ist, dass man gehen darf? Oder dass nach dem Tod etwas auf uns wartet, nach dem wir uns immer gesehnt haben? Ich habe davon keine klare und schon gar keine christliche Vorstellung, aber irgendetwas sagt mir, dass es mir danach gut gehen wird. Ich hatte bei einem Narkoseunfall mal eine "Nahtod-Erfahrung" und man hat mich recht unsanft (und für meine Lunge sehr schmerzhaft) aus einem ausgesprochen angenehmen Zustand zurück ins Leben befördert. Letztendlich habe ich das nicht bedauert, zumal meine Kinder damals noch zu jung waren, um ohne mich aufzuwachsen, aber seitdem habe ich keine Angst mehr vor dem Sterben.

Ich verstehe, dass andere Menschen ganz andere Vorstellungen mit dem Tod verbinden und mancher weigert sich, sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen, als würde sein Erscheinen damit herausgezögert werden können. Wie die berühmten schlafenden Hunde, die man nicht wecken soll. Auch ne Strategie. Nicht meine, aber widerlegen kann ich sie natürlich nicht ...

Es klingt so, als würde Dir jeder Beitrag, der Dich in Deiner Entscheidung für die Inanspruchnahme aller zur Verfügung stehenden Therapieformen nicht bestärkt, ganz viel Hoffnung und Energie rauben. Das ist gewiss nicht meine Absicht und ich käme auch nicht auf die Idee, Dir diese Entscheidung ausreden zu wollen. Es ist - nicht nur bei diesem Thema - gut, wenn man das tut, was einem die innere Stimme sagt.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Yushka.


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Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 03:49
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    29. Okt 2012

Liebe Katrin,

nachdem ich heute von meiner Reise zurück gekommen bin, schreibe ich eine Antwort nach der anderen ... Danke auch für Deinen Beitrag. Habe gerade auf Jeannys geantwortet, aber eigentlich ging es auch in Deine Richtung. Warum ist es für Dich schlimm, so einen Text zu lesen? Liegt es an meiner Frage oder an der Schilderung meiner Erfahrungen mit dieser Krankheit (als Angehörige)? Ich habe die Frage, ob es unter Euch Leute gibt, die sich bewusst gegen eine Chemo etc. entschieden haben, gestellt, weil ich mir einen Austausch gewünscht habe, nicht, weil ich mich an ihren Beweggründen orientieren wollte. Für mich bedeutet Hoffnung offenbar nicht "noch ein paar schöne Jahre" wie für die meisten hier. Diese Aussicht scheint mir genauso fraglich zu sein wie alles andere, was niemand von uns wissen kann. Aber wenn Du davon ausgehst, dass die gewonnene Zeit für Dich gut sein wird, warum empfindest Du eine andere Phantasie (und nichts anderes ist es ja bislang bei mir) über meinen ganz persönlichen Umgang mit dieser Krankheit als so negativ?

Liebe Grüße
Yushka.

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Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 09:34
  • Yushka
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    29. Okt 2012

Lieber Joseph,
ich war sicher, Dir als Erstem geantwortet zu haben, aber ich finde hier meine Antwort nicht wieder ... Du hast meine Haltung wahrscheinlich meinen anderen Antworten bereits entnommen: Ich weiß nicht, ob das, was Du als "nicht aufgeben" bezeichnest, wirklich das ist, was mir gut tut. Ich habe bereits einmal eine Krebserkrankung überlebt (da war der Krebs lokalisier- und durch mehrere OPs entfernbar) und nun bin ich mit bald 55 Jahren schon viel älter, als ich mir jemals zugetraut hatte zu werden. Warum soll ich gegen den Verfall, der ja eh eintritt, ankämpfen? Mit dem Kämpfen habe ich keine guten Erfahrungen. Es kostet Energien, die danach fehlen. Vielleicht habe ich einfach weniger (körperliche) Kraft als andere. Das hat nichts mit mangelnder seelischer Energie zu tun. Kann es sein, dass mein Fatalismus die eigentliche Provokation für einige hier darstellt?

Dir alles Gute!
Yushka.

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Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 09:53
  • Yushka
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    29. Okt 2012

Liebe Christine,
mit Deiner Bemerkung, Du würdest vorsichtshalber sogar noch freiwillig in die Rentenkasse einzahlen, hast Du mich wirklich zum Lachen gebracht. Selbst Gesunde müssen all ihren Optimismus zusammenkratzen, um das zu tun :)

Da nicht erwiesen ist, dass die Krankheit heilbar ist, ist nach meinem Verständnis jeder Versuch, sie zu therapieren, von Beginn an palliativ. Damit will ich den Wert einer längeren Remission nicht in Abrede stellen. Dass mir diese Art der Zukunft (bislang) nicht so viel bedeutet wie offenbar Dir, hat wohl etwas mit meiner Geschichte, meinem Charakter, meiner persönlichen Lebenserfahrung zu tun. Das, was für Dich gut ist, muss nicht für mich das Richtige sein und umgekehrt.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass alles so eintrifft, wie Du es Dir erhoffst.

Liebe Grüße
Yushka.

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