Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
Online-Netzwerk für Patienten/-innen und Angehörige

Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
07 Nov 2012 23:48
  • rudi
  • rudis Avatar
  • 2203 Beiträge seit
    22. Okt 2009

Hallo Judith,
all diese drei Punkte von dir genannt müssen nicht getrennt als Sinn für uns gesehen werden.
Für mich gelten alle drei Punkte gleichermaßen und bestimmt für die meisten hier im Forum.

Ich gehe sogar soweit zu behaupten, daß die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie das Kämpfen und das Annehmen der Krankheit mit all ihren Konsequenzen ist.

Das Annehmen der Krankheit ist der primäre wichtige Faktor. Wenn das nicht erfolgt, aus welchen Gründen auch immer, dann ist auch Kämpfen schwer und auch die Entscheidung für "harte Chemotherapien" wird dann schwer.

Kein Weg ist vorhersehbar und keiner kann heute sagen, welcher Weg letztendlich der bessere ist. Da können wir uns nur auf die gemachten Erfahrungen und berichte aus der vergangenheit verlassen und diese als Leitlinie sehen.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, wenn es erst "6 Uhr" ist, dann habe ich auch überlegt möglichst lange diesen "Chemotherapien" aus dem Weg zu gehen.
Aber wenn es "5 vor 12" ist, dann fällt einem der Gang zu den Chemotherapiezyklen leichter, weil man sonst sehr schnell mit dem Rücken zur Wand steht.

Du wirst jeweils den richtigen Weg gehen, wenn die Zeit dafür kommt.

LG
Rudi

Heilung ist ein individueller Prozess, der sehr stark an das persönliche Bewusstsein gebunden ist. Daher kann kein Mensch einen anderen Menschen heilen sondern immer nur auf dem Weg zu seiner persönlichen Heilung begleiten.

rudiversal.wordpress.com

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
07 Nov 2012 23:58
  • Yushka
  • Yushkas Avatar
  • 23 Beiträge seit
    29. Okt 2012

Liebe Marion,

ich danke Dir sehr für Deine Antwort und dass Du von Deinen Zweifeln schreibst. Natürlich wünsche ich Dir, dass Du die Chemo im Nachhinein nicht bereuen wirst und wünsche Dir viel Kraft, damit Du sie gut aushältst!!!

Ich habe angefangen, ein paar Freundinnen/Freunden von meiner Diagnose zu erzählen. Mit Schock und Hilflosigkeit habe ich zwar gerechnet, aber nicht mit so viel Protest und versuchter Einmischung hinsichtlich meiner geäußerten Zweifel in Bezug auf die Chemo. Offenbar besteht eine Verpflichtung zum Leben, von der ich bislang nichts ahnte. Ich sehe, dass diejenigen, die große Angst vor dem eigenen Tod haben, ganz besonders empört auf meine geäußerten Gedanken reagieren. Manchmal ist ein Gespräch möglich, manchmal nicht. Das ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Ich muss niemanden überzeugen von meiner Haltung, aber es würde mir natürlich helfen, wenn meine Umgebung Verständnis für meine zukünftigen Entscheidungen hätte. Ich bin wirklich froh, dass meine drei erwachsenen Kinder sich ganz auf mich einstellen wollen und mir nicht das Gefühl geben, ich sei ihnen noch ein paar Jahre "schuldig", also quasi zu allen möglichen therapeutischen Maßnahmen verpflichtet. Im Gegenteil, sie sind wunderbar und voller Verständnis.

Wie Du mache auch ich mir Sorgen, ob ein würdevolles und weitgehend selbstbestimmtes Ende möglich sein wird. Das Buch von Gian Domenico Borasio "Über das Sterben" macht mir Hoffnung, dass zumindest die Schmerzen beherrschbar sein werden. Wenn Du das Buch nicht kennst, lege ich es Dir ans Herz. Borasio ist Palliativmediziner und die Lektüre ist wirklich lehrreich und Mut machend.

Alles Liebe!
Yushka.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 00:04
  • Yushka
  • Yushkas Avatar
  • 23 Beiträge seit
    29. Okt 2012

Liebe Marion,

ich danke Dir sehr für Deine Antwort und dass Du von Deinen Zweifeln schreibst. Natürlich wünsche ich Dir, dass Du die Chemo im Nachhinein nicht bereuen wirst und wünsche Dir viel Kraft, damit Du sie gut aushältst!!!

Ich habe angefangen, ein paar Freundinnen/Freunden von meiner Diagnose zu erzählen. Mit Schock und Hilflosigkeit habe ich zwar gerechnet, aber nicht mit so viel Protest und versuchter Einmischung hinsichtlich meiner geäußerten Zweifel in Bezug auf die Chemo. Offenbar besteht eine Verpflichtung zum Leben, von der ich bislang nichts ahnte. Ich sehe, dass diejenigen, die große Angst vor dem eigenen Tod haben, ganz besonders empört auf meine geäußerten Gedanken reagieren. Manchmal ist ein Gespräch möglich, manchmal nicht. Das ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Ich muss niemanden überzeugen von meiner Haltung, aber es würde mir natürlich helfen, wenn meine Umgebung Verständnis für meine zukünftigen Entscheidungen hätte. Ich bin wirklich froh, dass meine drei erwachsenen Kinder sich ganz auf mich einstellen wollen und mir nicht das Gefühl geben, ich sei ihnen noch ein paar Jahre "schuldig", also quasi zu allen möglichen therapeutischen Maßnahmen verpflichtet. Im Gegenteil, sie sind wunderbar und voller Verständnis.

Wie Du mache auch ich mir Sorgen, ob ein würdevolles und weitgehend selbstbestimmtes Ende möglich sein wird. Das Buch von Gian Domenico Borasio "Über das Sterben" macht mir Hoffnung, dass zumindest die Schmerzen beherrschbar sein werden. Wenn Du das Buch nicht kennst, lege ich es Dir ans Herz. Borasio ist Palliativmediziner und die Lektüre ist wirklich lehrreich und Mut machend.

Alles Liebe!
Yushka.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 00:14
  • Yushka
  • Yushkas Avatar
  • 23 Beiträge seit
    29. Okt 2012

Lieber Rudi,
ja, möglicherweise ist es so, dass ich meine Haltung irgendwann ändern werde. Ich bewundere wirklich alle, die sich tapfer mit der fortgeschrittenen Krankheit herumschlagen und fühle mich noch wie ein Greenhorn, das etwas forsch ihre in Euern Augen vielleicht recht naiven Vorstellungen in die Welt hinausposaunt. Sieh es als Suche nach einem gangbaren Weg. Es gelingt mir nicht, die Beschäftigung mit solchen Fragen auf später zu verschieben und deshalb versuche ich jeden möglichen Weg auszuleuchten, damit ich vorbereitet bin, wenn es dann irgendwann ganz dicke kommt.
Gute Nacht.
Yushka.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 00:35
  • rudi
  • rudis Avatar
  • 2203 Beiträge seit
    22. Okt 2009

Liebe Judith,
du wirst dich wundern wie lange es noch dauert bis es mal "ganz dicke kommt" bei deinem MM.
Und diese kommenden schönen Jahre solltest du die Entwicklungen über die weitere Myelomforschung "ganz entspannt aus der Ferne" betrachten.
Mach Dir nicht jetzt schon dauernd so heftige gedanken.
Wenn ich in letzter Zeit immer düstere Gedanken von der Zukunft hatte und mir "sehr negative Szenarien" aufgemalt habe, dann habe ich mir gesagt:" Mach Dir doch keine Gedanken um "ungelegte Eier" !
Und dann gings mir wieder besser, weil ich wieder "heute" gelebt habe und nicht irgendwann wenns ganz dicke kommt.

LG
Rudi

Heilung ist ein individueller Prozess, der sehr stark an das persönliche Bewusstsein gebunden ist. Daher kann kein Mensch einen anderen Menschen heilen sondern immer nur auf dem Weg zu seiner persönlichen Heilung begleiten.

rudiversal.wordpress.com

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Antwort auf Krankheitsverlauf ohne Chemotherapie?
08 Nov 2012 00:42
  • Margret
Liebe Yushka,

danke für Deine wertvollen Beiträge, die ein - für mich - wohltuender Kontrast zu den "ihr müsst unbedingt kämpfen"-Rufen sind. Wie schön, dass du dir Zeit und Ruhe nimmst, über andere Wege für Dich nachzudenken.

Du wirst für Dich die richtigen Entscheidungen treffen - und wenn Du magst, würde ich mich freuen, wenn Du uns an der "Werdung" teilhaben lässt.

Alle guten Wünsch Dir und nochmals: Danke!
Margret



Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.