Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
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Talquetamab

Betreff: Talquetamab
07 Sep 2023 14:16
  • Jockel258
  • Jockel258s Avatar
  • 292 Beiträge seit
    22. Sep 2022
Hallo liebe Forum-Gemeinde!

Ich eröffne dieses Thema, um hier alle Erfahrungen mit dem neuen bispezifischen Antikörper Talquetamab zusammenzutragen.
Dies ist ein sehr vielversprechendes Medikament für Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Multiplem Myelom und soll, sofern es anspricht, zu einer tiefen und langanhaltenden Remission führen. Die Ansprechrate beträgt laut der Firma Janssen bei ca 70%.
Allerdings ist die Therapie mit Talquetamab mit zum Teil heftigen Nebenwirkungen verbunden.

Die Behandlung beginnt stationär mit einer Aufdosierung in vier Stufen in Form von Spritzen in den Bauch. Danach geht es ambulant mit 14-tägigen bis monatlichen Spritzen bis auf zunächst unbestimmte Zeit weiter.

Bei mir war der Aufdosierungsplan wie folgt:
Tag 1: 0,9 mg
Tag 3: 2 x 2,7 = 5,4 mg
Tag 5: 36 mg
Tag 8: 72 mg

Bereits nach der zweiten Dosis musste bei mir die Behandlung unterbrochen werden, da es zu heftigen Reaktionen kam:
Ich bekam heftigen Schüttelfrost mit allerdings nur leicht erhöhte Temperatur von 37,8°C, der Blutdruck ging auf 90 : 50 runter, die Sauerstoffsättigung unter 90% und der Entzündungswert IL6 schoß auf über 7000 hoch.
Anderthalb Wochen später wurde die Behandlung wieder mit der ersten Dosis fortgesetzt. Heute bekomme ich die 3. Dosis. Die heftigen Reaktionen sind bisher nicht noch mal aufgetreten.
Aber es gibt weitere Nebenwirkungen:
Das schlimmste ist der fast totale Geschmacksverlust. Alles schmeckt nur noch ein kleines bisschen bis gar nicht nach dem, was es sein soll.
Außerdem habe ich sehr trockene Haut an Händen und Füßen, ein sehr trockenen Mund und gereizte Nasenschleimhäute.
Kohlensäurehaltige Getränke brennen im Mund wie Feuer.
Eine weitere Nebenwirkung kann ein Zytokin-Freisetzungssyndrom sein,was laut der Schwestern hier fast immer eine Verlegung auf die Intensivstation zur Folge hat.
Außerdem kann es zu heftigen neurologischen Störungen kommen.
Die letzteren beiden hatte ich zum Glück bis jetzt noch nicht.
Auf jeden Fall sollen alle Nebenwirkungen nicht bleibend sein.

Jetzt würde ich mich freuen, wenn weitere Leute ihre Erfahrungen mit Talquetamab hier teilen und alle, bei denen diese Behandlung ansieht, ihre Fragen loswerden können.

Liebe Grüße, Jockel

Wer Tippfehler findet, darf sie behalten

Körper sind vergänglich, Seelen nicht.
Letzte Änderung: 07 Sep 2023 14:23 von Jockel258.

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Antwort auf Talquetamab
07 Sep 2023 15:58
  • Sevil_Ffm
  • 68 Beiträge seit
    17. Jul 2023
Vielen Dank für die Infos, Jockel!

Ich durfte an einer Talquetamab-Studie teilnehmen, habe es mir aber nach langer Recherche anders überlegt. Der Grund dafür waren nicht die Nebenwirkungen, die wirklich schwerwiegend sind, sondern der schnelle Rückfall und Dauerhafttherapie. Dass die MM-Zellen ohne GPRC5D weiterleben können fand ich auch nicht unbedingt toll. Für Dich ist die Talquetamab-Therapie eine Brückentherapie vor CAR-T, die zum Glück bald endet. Für mich wäre es eine Dauertherapie bis zum nächsten Rückfall gewesen.

Während der EHA habe ich ein Interview mit Dr. Letouze aus Frankreich gesehen. Er hat über seine Studie gesprochen. Ich habe die Studie gelesen und dann entschieden, ich würde noch ein paar Rückfälle abwarten, bevor ich es mit Talquetamab versuche.

Sein Artikel über Talquetamab wurde in Nature veröffentlicht:
www-nature-com.translate.goog/articles/s...x_tr_hl=en-US&_x_tr_ p to=wapp

Eine pre-print Version auf Englisch findest Du hier:
www.researchsquare.com/article/rs-2573797/v1

Natürlich verstehe ich nicht viel, aber genug, um die richtigen Fragen stellen und am Ende eine Entscheidung treffen zu können.

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Antwort auf Talquetamab
07 Sep 2023 18:28
  • miregal
  • 711 Beiträge seit
    17. Mai 2019
Die Immunreaktion ist ja gewollt um die Myelomzellen schnell zu elimieren. Schwieigkeit scheint wohl zu sein, den richtigen Ramp-up zu finden, um einen Zytokinsturm zu verhindern. Bei Dir Jockel hat es ja anscheinend schon in der niedrigen Dosis gut angeschlagen, und jetzt 2 Wochen später haben die T-Zellen nicht mehr viel zu tun, trotz erhöhter Dosis, was ich als gutes Zeichen werte. War bei mir seinerseits in der Induktion (Elo-KRD) auch so, erste Infusion fast 39° Fieber, in der 2. Woche war es kaum mehr bemerkbar

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Antwort auf Talquetamab
08 Sep 2023 15:30
  • BB
  • 141 Beiträge seit
    18. Dez 2021
bei mir steht der Antikörper als nächstes auf der Liste.
Wollen uns aber die Wirkung (weil bei meinen Mutationen ein relativ schnelles Versagen erwartet wird) aufsparen und nicht direkt am 15.9. damit starten. Das ist der Termin, zu welchem man ohne Studie/Härtefall/Sonderantrag an das Mittel kommen soll.

Die Aufdosierung kenne ich bereits mit einem anderen Antikörper im Januar - Reaktion ist erwünscht. Dass manche Patienten heftiger reagieren als andere, hat man ja auch bei anderen Medikamenten und hängt aber auch mit der Tumorlast zusammen. Lag zu Jahresbeginn 2 Tage mit fast 39 Grad im Bett. Die 2. Gabe war problemlos, die 3. gab es bereits ambulant - ebenfalls ohne Komplikationen.

Werde hier aber gerne mitlesen wenn andere sich an Talquetamab versuchen

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Antwort auf Talquetamab
08 Sep 2023 15:45
  • greece
  • 95 Beiträge seit
    12. Jul 2018
Hallo zusammen,
bei der Kombination Fieber und fallendem Blutdruck spricht Würzburg von einem Zytokensturm Grad 2. Das habe ich nach der zweiten Spritze Talquetamab (Trimm3-Studie) auch gehabt. Ich habe direkt Tocilizumab bekommen und dann war's wieder gut. Ein erhöhter Interleukin 6 ist meist auch ein Anzeichen für einen Zytokensturm.
Meine Leichtketten sind nach dem ersten Zyklus von 550 direkt in den Normbereich gegangen. Die trockene Haut an Hand und Fuß habe ich auch gehabt, nach dem einmaligen Pellen der Haut ist aber alles wieder gut. Ich benutze Cremes , die auch gegen Neurodermitis helfen. Trockener Mund hat sich gebessert, Schluckbeschwerden ebenfalls. Riechen klappt wunderbar, Geschmacksverlust hab ich auch. Das ist wirklich nicht schön, zumindest am Anfang. Jetzt (Zyklus 3) habe ich mich damit abgefunden und bin wieder alles - ausser Süsses - am essen.
Und schwerwiegend finde ich persönlich die Nebenwirkungen nicht. Den Durchfall während der Einnahme von Revlimid fand ich deutlich unangenehmer.

LG greece

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Antwort auf Talquetamab
08 Sep 2023 16:54
  • Sevil_Ffm
  • 68 Beiträge seit
    17. Jul 2023

Es ist gut, dass die Nebenwirkungen nicht so schlimm sind wie der Durchfall von Revlimid. Ich leide seit einem Jahr unter chronischem Durchfall. Es beeinträchtigt die Lebensqualität.

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