Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
Online-Netzwerk für Patienten/-innen und Angehörige

Neu hier im Forum und Danke

Antwort auf Neu hier im Forum und Danke
23 Sep 2023 16:04
  • miregal
  • 711 Beiträge seit
    17. Mai 2019
Ich habe die Erhaltungstherapie mit Lena auch nach 4 Jahren beendet. Gibt es auch Forschungsergebnisse inzwischen dazu. Mehr als 3-4 Jahre ist statistisch kein Überlebensvorteil mehr drin. Heißt so viel wie: die Nebenwirkungen sind schlimmer was das Überleben angeht wie eine möglicherweise noch andauernde Nicht-resistenz. Gibt ja Besseres inzwischen.
Das mit dem zu-lange-warten kenne ich auch. Bei mir hat es bereits mehrfach gekracht hatte aber trotz Rückkantenbeteiligung Glück, das Rücknmark nicht verletzt zu haben. So viel ich weiß, greift das MM das Rückenmark nicht direkt an, nur die berstenden Wirbelkörper können es verletzen, was dann bleibende Schäden bzw Lähmungen verursachen kann.
Myelombehandlung ist halt auch extrem teuer, 200000€ pro Jahr langt oft nicht. Und es ist zu selten, als dass es von Orthopäden erkannt wird. Der Nachweis über das Blutbild /Elektrophorese ist in den meisten Fällen (außer assekretorisch) ja leicht möglich

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24 Sep 2023 09:15
  • Callosum62
  • 95 Beiträge seit
    18. Sep 2023
Hallo,
naja, ABGESETZT habe ich das Lenalidomid nicht, sondern nach jahrelanger Erfahrung mit dem Zeug versucht, eine Dosierung zu finden, die für mich noch lebensqualitätstauglich genug ist. L hat auch bei mir einige fiese Nebenwirkungen, aber das Zeug scheint zumindest bei meinem MM ziemlich effektiv zu sein (Fluch und Segen?). L als Erhaltungstherapie nach ASZT: absetzen oder nicht absetzen, das ist hier die Frage. Und wenn ja, wann? Ich kenne zwei Studien dazu: "Lenalidomide Maintenance After Autologous Stem-Cell Transplantation in Newly Diagnosed Multiple Myeloma: A Meta-Analysis" (von 2017). Ergebnis: Das mediane progressionsfreie Überleben (also nicht das Gesamtüberleben) war in der L-Gruppe 52,8 Monate, in der Gruppe ohne L 23,5 Monate. Und eine Studie von 2022: "Defining the Optimal Duration of Lenalidomide Maintenance after Autologous Stem Cell Transplant – Data from the Myeloma XI Trial". Ergebnis: Das mediane progressionsfreie Überleben war in der L-Gruppe 64 Monate, in der Gruppe ohne L 32 Monate. Der Nutzen von L wurde statistisch tatsächlich nach 3-4 Jahren geringer, war aber eben NICHT gleich 0. Bei Patienten mit Standard- und Hochrisikoerkrankungen gab es Hinweise auf einen anhaltenden Nutzen einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie über 2-3 Jahre hinaus. Und der Nutzen war höher für die MM-Patienten, die zu Beginn der Erhaltungstherapie eine MRD-Positivität aufwiesen, d.h. wo eine Minimale Resterkrankung noch nachweisbar war.
Nun ist das Problem mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ja, dass hier nie der Einzelfall, sondern eben Ergebnisse von Gruppenvergleichen dargestellt werden. Das heißt bei den oben zitierten Studien also, dass man für sein ganz persönliches MM bisher nicht genau wissen kann, ob und wie lange das L das MM tatsächlich noch gut in Schach hält, oder ob das kaum noch eine Wirkung hat. Vielleicht kann irgendwann einmal eine individuelle molekulare Diagnostik das klären, aber das funktioniert gegenwärtig ja außerhalb von Studien noch nicht.
Nach der o.a. 2022er Studie wäre es m.E. denkbar, dass man zur Sicherheit vor Absetzen des L mal eine MRD-Diagnostik durchführt, und das Risiko eines Absetzen von L geringer sein könnte, wenn auch die MRD negativ ist. Bei mir persönlich wurde leider direkt nach der ASZT keine MRD-Diagnostik durchgeführt, so dass ich nicht weiß, wie tief das Ansprechen bei mir vor 4 Jahren mal gewesen ist. Ich bin zwar im Januar 2023 MRD negativ gewesen, aber es kann auch sein, dass diese MRD-Negativität noch nicht direkt nach der ASZT bestanden, sondern sich diese erst im Verlauf der Erhaltungstherapie durch eine beständige Wirkung von L entwickelt hat. Dr. Leo Rasche hat nach meiner Erinnerung mal in einem Vortrag erwähnt, dass L nicht nur einfach eine Erhaltungstherapie zur Statuserhaltung ist, sondern vielmehr beständig aktiv neue gebildete MM-Zellen abtötet (und damit vielleicht auch neue Mutationen reduzieren kann). Es gibt z.B. in unserer SHG auch MMler, die nie eine komplette Remission nach einer ASZT erreicht haben und wo L deswegen nicht als Erhaltungstherapie, sondern als MM-Behandlung durchgeführt wird. So habe ich auch schon in Referaten von Klinikern gehört, dass man nicht schlecht beraten ist, das L so lange weiter zu nehmen, bis es zu einem Rezidiv kommt, man also "L-refraktär" geworden ist. Und dann das L gerne auch in geringer Dosis (5mg) oder mit Pausen, also ein wenig L sei immer noch besser als gar keines. Erst, wenn L dann wirklich "abgenutzt" ist, sei es sinnvoll, über andere Behandlungen nachzudenken.
Die persönliche Entscheidung, L abzusetzen oder nicht, finde ich schon schwierig. Einerseits sind da die Nebenwirkungen und das Gefühl, sich immer wieder durch das Zeug quasi "zu vergiften". Anderseits ist die Remissionszeit für mich sehr wertvoll, weil ich eben nicht in beständiger Behandlung z.B. mit Antikörpern oder Proteasom-Hemmern sein, sondern nur alle 3 Monate zur Kontrolle muss. Pomalidomid ist nach meiner Kenntnis wirksamer als L, aber die Nebenwirkungen sollen auch nicht von Pappe sein. Wenn L mir da auch nur die Chance bietet, meine Remissionszeit zu strecken, und ich die Nebenwirkungen in Einklang mit meiner Lebensqualität bringen kann, was momentan ganz gut funktioniert, dann nehme ich persönlich das L lieber erstmal weiter. Ich habe für mich entschieden: Wenn das MM bei mir UNTER L zurückkehrt - ok, so sei es dann, machste nichts dran, das ist das Wesen der Erkrankung. Aber wenn das MM bei mir NACH Absetzen des L zurückkehrt, dann würde ich mich wohl fragen, ob ich durch das Absetzen wertvolle Remissionszeit verschenkt habe - das wäre psychologisch nicht so einfach für mich. Ich hoffe sehr darauf, dass die vielbeschworene individuelle Diagnostik irgendwann man in der Praxis ankommt (das heißt dann ja wohl Translation), damit solche Entscheidungen nicht "über den Daumen" getroffen werden müssen...

Folge Deinem Herzen, aber vergiss dabei nicht, Dein Hirn mitzunehmen.
(Alfred Adler)

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24 Sep 2023 10:22
  • miregal
  • 711 Beiträge seit
    17. Mai 2019
Gut zusammengefasst. Ergänzend möchte ich noch einwerfen, das die andauernde Immunsuppression in der Erhaltungstherapie zu erhöhten Zweittumorgefahr führen kann (das ist wohl unabhängig vom eingesetzten Mittel). In München waren es bereits 2 Patienten (von 26 in meiner Studie) , die es so erwischt hat . In der genannten Metaanalyse, die beim ASH vorgestellt wurde, wird auch darauf hingewiesen, dass sich die Erhaltung bei MRD+ Patienten länger lohnt wie bei MRD-. Ob es nun exakt 3, 4, oder 5 Jahre sind , kann im Einzelfall noch nicht belegt werden. die Zweittumorgefahr von rund 5% war mir persönlich jedoch zu kritisch, da ich bereits in der Induktion MRD- war und auch ein PET-CT keine neuen Herde aufgezeigt hat. (Ein kirschgroßes solitäres Plasmozytom kann mit einer Immunfixation nicht festgestellt werden, und auch eine KMP kann negativ ausfallen, wenn man zur Subgruppe der etramedullären MM oder solitäre Plasmazytome/Salt-and-Pepper-verteilung gehört)

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24 Sep 2023 14:59
  • Callosum62
  • 95 Beiträge seit
    18. Sep 2023
Ja, das stimmt mit der Zweittumorgefahr. Wenn ich nach meiner ASZT sicher MRD negativ gewesen wäre, würde ich das Absetzen von L deswegen auch eher in Erwägung ziehen. Mich hat aber bei meinem Standard-Kappa-MM auch der Satz in der 2022er Studie "In patients with both standard and high-risk disease there was evidence of ongoing benefit of lenalidomide maintenance beyond 2-3 years" letztendlich überzeugt, L erstmal weiter zu nehmen. Das kann man ja übersetzen mit einem dauerhaft anhaltenden Nutzen der Erhaltungstherapie über 2-3 Jahre hinaus. Das wirkt also zwar immer etwas weniger, aber da bleibt sozusagen eine gewisse Grundwirkung (oder so). Wie man aber auch aus Erkenntnissen dieser Studie sehen kann: Ein MM verläuft bei jedem Erkrankten etwas unterschiedlich, und einfache Faustregeln (die ich auch schon gehört habe) wie z.B. "nach zwei Jahren kann man das mal absetzen" haben m.E. im Einzelfall nur eine geringe Aussagekraft. Ich denke ja so bei mir, die Ärzte "erlauben" das auf Wunsch jetzt auch deswegen eher, weil sie einfach mehr Behandlungsoptionen bei einem Rezidiv haben. Vor 6 Jahren hat man mir noch mit streng erhobenem Zeigefinger und ernster Miene gesagt, das L müsse ich ohne Pause lebenslang durchnehmen, und zwar ohne Pause.
Ich habe auch im Lichte dieser neuen Erkenntnisse der 2022er-Studie mal verschiedene Ärzte gefragt, warum eine MRD-Diagnostik eigentlich nicht standardmäßig nach einer ASZT durchgeführt wird. In Studien ist diese MRD-Diagnostik ja ein wichtiger Kennwert über die Tiefe des Ansprechens und damit auch der Wirksamkeit einer neuen Therapie. Antwort: Das ist standardmäßig so nicht vorgesehen - und das stimmt, so steht das tatsächlich auch in der S3-Leitlinie MM. Ist eben aufwändig und sicher auch nicht ganz billig, weil die Plasmazellen nach meiner Kenntnis erst mit dem Auge auf heterogen und damit funktional (und eben nicht monoklonal) eingeschätzt werden müssen; ggf. muss dann noch das Verhältnis zwischen gten und schlechten Plasmazellen ausgezählt und ausgerechnet werden, manchmal ist man eben nicht ganz MRD-Negativ. Also, das geht nicht automatisch. Ich habe, um meine MRD-Diagnostik zu bekommen, mit freundlicher Penetranz zwei insistierende Kontrolltermine und dabei ein Gespräch mit der Oberärztin der Uniklinik gebraucht, das hat also insgesamt 7 Monate gedauert. Und natürlich bleibt auch bei derart festgestellten MRD-Negativität eine Restunsicherheit, denn es wird bei einer Knochenmarkpunktion ja nur an einer Stelle, in der Regel aus dem Beckenkamm, Material entnommen. Wenn da keine MM-Zellen sind, ist es schon mal gut, aber heißt das ja nicht, dass woanders nicht doch noch welche unterwegs sein können. Blöd, aber momentan noch nicht zu ändern. Vielleicht entwickelt sich ja in den nächsten Jahren die Durchfluss-Zytometrie als Monitoring-Verfahren auch für Normalsterbliche und nicht nur einige wenige Studienteilnehmer. Damit soll man ja in Zukunft eine MM-Zelle unter einer Million (oder mehr) finden können, und das aus dem Blut heraus. Das wäre schon ein echter Vorteil bei der Kontrolle des MM. Professor Beilhack aus Würzburg forscht da schon länger rum, aber es dauert eben, bis das in der Praxis ankommt...

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(Alfred Adler)

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24 Sep 2023 20:11
  • Mimau
  • Mimaus Avatar
  • 191 Beiträge seit
    15. Okt 2017
Meine "Taktik" bezüglich Lena. Immer wieder größere ! Pausen einlegen. Bin ja auch nicht "Clean" also Resterkrankungstyp.
Bisher hat das eigentlich recht gut funktioniert.
letztes Jahr musste ich aufgrund einer fetten Influenza mit anschließender Lungenentzündug etwa 4 Monate Lena Pause einlegen.
Das war etwas lang und machte sich dann in den Werten bemerkbar. Hatte sich aber bei der nächsten Untersuchung , als ich dann wieder länger Lena kontinuierlich eigenommen hatte, wieder beruhigt.
Ich hoffe so einer gewissen Lena Ressistenz vorbeugen zu können und dem Körper zwischendurch die möglichkeit zu geben sich davon ein wenig zu erholen.
Bei mir geht es sehr auf die Galle und die Gedärme. Stichwort gelblicher Stuhlgang ;-( .
Da macht man sich vor allem Gedanken um die Bauchspeicheldrüse betreff Zweittumor.

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24 Sep 2023 20:57
  • miregal
  • 711 Beiträge seit
    17. Mai 2019
Die MRD Bestimmung im Blut/Serum erfolgt nicht durch eine Durchflusszytometrie, da sich im Blut normalerweise keine Stammzellen aufhalten. Vielmehr werden die monoklonalen Antikörper gemessen. Quantitav erfolgt das bereits heute in der Immunfixation bei aktiver Erkrankung. Diese ist aber viel zu unempfindlich für eine MRD Bestimmung. Die neuartige Bestimmung über das Blutserum erfolgt mit einer PCR Anreicherung, mit der auch im Covidtest geringste Spuren nachgewiesen werden können. Dazu ist es aber nötig, gespeicherte Informationen des persönlichen Myeloms zu haben. Es bedarf also einer genetischen Sequenzierung der Myelomzellen noch vor der Induktion, um daraus die richtige Vergleichssequenz zum Nachweis der ggf noch vorhandenen monoklonalen Antikörper zu erhalten. Nur dadurch erhält man die hohe Sensitivität der ansonsten polyklonalen Antikörpersuppe im Serum. Und wenn noch geringste Spuren der monklonalen AK nachgewiesen werden, weiß man dass man MRD positiv ist. Zu beachten ist natürlich die Überlebensdauer der Antikörper , die die der Plasmazellen weit überdauern kann.
2 Jahre MRD negativ ist ein guter Anhaltspunkt, eine weiterhin langandauernde Remission zu haben. Ich hatte ja Lena über 4 Jahre und davon 3 Jahre nach der Hochdosis und 4 Jahren seit sCR, die bei mir bereits nach dem ersten Induktionszyklus erreicht war. Es soll übrigens auch keinen Einfluss haben, wie schnell man eine MRD Negativität erreicht, solange man sie mindestens 2 Jahre halten kann. Als Alternative zur MRDBestimmung bietet sich noch MRT Untersuchung an, bzw (sehr teuer) eine PET-CT
Letzte Änderung: 24 Sep 2023 21:01 von miregal.

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