Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
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Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall

Antwort auf Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall
28 Mär 2013 15:16
  • rudi
  • rudis Avatar
  • 2203 Beiträge seit
    22. Okt 2009
Na dann gute Besserung Angela,

Beim MM werden ja nicht die Gene gerpüft um festzustellen ob man identische Gene hat wie eine andere Person. So wird es ja in der Kriminalistik gemacht und da reicht schon eine Speichelprobe aus.

Beim MM geht es darum Veränderungen in den Chromosomen zu finden und zwar in den Tumorzellen selbst, also nicht in gesunden Zellen aus dem Blut oder Speichel u.s.w.
Für so eine FISH Analyse benötigt man für jede zu suchende Veränderung eine spezielle sogenannte "Sonde" und außerdem werden für jeden "FISH-Sondentest" mindestens 100 Myelomzellen benötigt. Diese im Blut zu finden ist sehr schwierig, weil in der Regel nur wenige Myelomzellen vom Knochenmark ins Blut kommen.
Nur wenn man schon eine Plasmazellleukämie entwickelt hat, dann sich viele Myelomzellen im Blut.

Also in der Regel wird bei einer FISH Untersuchung der Myelomzellen eine Knochenmarkstanze gemacht und aus dem entnommenen KM Zylinder von ca. 10mm Länge und 1-2mm Durchmesser muss dan durch Anreicherung versucht werden, mindestens 500 Myelomzellen zu separieren.

Man testet z.B. auf folgende Chromosomenveränderungen beim FISH Test mit folgenden Sonden:
Sonde für t(11,14)
Sonde für t(4,14)
Sonde für del 13q
Sonde für del 17q
Sonde für Trisomie 1
Sonde für Trisomie 9 oder 11

und für jeden einzelnen Sondentest benötigt man ca. 100 Myelomzellen um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Da kommt dann z.B. heraus daß bei der del13q von den getesteten 100 Myelomzellen 60 Zellen die Veränderung del 13q aufweisen und die restlichen 40 Myelomzellen keine del 13q.

Im Laborbericht steht dann häufig:
del 13 q (60/100) - also 60 von 100 Zellen sind betroffen von der Delation 13 q

Je weniger Myelomzellen bei den einzelenen Tests von einer Translokation oder Trisomie betroffen sind um so günstiger ist die Prognose.

Beispiel:
Patient A hat in allen Myelomzellen die del 17q, dann ist das ein prognostisch schlechtes Zeichen.

Patient B hat nur in 10 % aller Myelomzellen die del 17q, das ist eine viel bessere Prognose.

Abgesehen von diesen FISH Chromosomentests für nur wenige Translokationen oder Trisomien oder Delationen gibt es noch andere wirkliche GEN Mustertests, die aber aus Kostengründen nur zu Forschungszwecken im Rahmen von Studien gemacht werden.

Jede Myelomzelle besteht aus ca. 30000 Genen und ich habe mal gelesen und es auch hier im Forum schon mal geschriegen, das in jeder Myelomzelle eines MM Patienten ca. 4000 Gene verändert (geschädigt) sind bzw. sein können.

Bei dieser Größenordnung wird einem klar, daß das Myleom bei jedem Patienten irgendwie anderst verläuft.
Auch im Verlauf über die vielen Jahre der Myelomkrankheit ändern sich die Myelomzellen immer wieder aufs Neue und können dadurch immer aggressiver und Resistenter werden.

Das erklärt auch die Frage, warum müssen denn so viele Knochenmarkstanzen gemacht werden, genügt denn nicht eine bei Diagnose. Nein, wenn man z.B. nach Hochdosischemo und Stammzelltransplantation wissen will, ob sich die Myelomzellen durch die Therapie verändert haben (weiter mutiert sind), dann muss man auch nach oder zwische einzelnen Therapien eine KM Stanze (KM Punktion) machen.
Das erklärt auch die Tatsache, daß bei Studien ca. 5 KM- Stanzen gemacht werden. Das dient auch der Forschung und Analyse der Krankheit selbst um "schlauer" zu werden und mehr über den typischen verlauf des MM herauszufinden.

Heilung ist ein individueller Prozess, der sehr stark an das persönliche Bewusstsein gebunden ist. Daher kann kein Mensch einen anderen Menschen heilen sondern immer nur auf dem Weg zu seiner persönlichen Heilung begleiten.

rudiversal.wordpress.com

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Antwort auf Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall
28 Mär 2013 19:19
  • Inci
Hallo Rudi,
muss schon mal gesagt werden: vielen Dank (e un complimento) fuer die aufschlussreichen Erlaeuterungen zu diesem komplexen Thema.
Frohe Ostern
Inci

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Antwort auf Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall
28 Mär 2013 20:31
  • Lucy
  • 404 Beiträge seit
    12. Dez 2012
Hallo in die Runde,
kann mir jemand sagen, warum bei mir am rechten Rand die Texte abgeschnitten werden? Konnte z.B. Rudis interessante Erläuterungen nur zum Teil lesen. Danke im voraus.

Viele Grüße,
Lucy

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Antwort auf Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall
28 Mär 2013 21:34
  • Mapoli
  • Mapolis Avatar Moderator
  • 1428 Beiträge seit
    17. Jun 2011
Hallo Rudi,

super erklärt, vielen Dank dafür.

Herzliche Ostergrüße
Ma

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Antwort auf Neues aus der Forschung: MM-Entstehung ist kein Zufall
30 Mär 2013 11:01
  • MariaMM
  • 11 Beiträge seit
    06. Feb 2013
Hallo in die runde,
Wirklich ein interessanter Bericht von Rudi.
Ich habe diese t 11/14 q13/q32 und - wie Rudi beschrieben hat - amyloidosen. Trifft bei mir genau zu.:bang: bin jetzt einfach mal guter Dinge, dass das in den griff zu gekommen ist.
Am 2. 4. beginnt mein 3. Zyklus VCD . Die Therapie ist bis jetzt ganz gut angegangen.
Jetzt genieße ich erst mal das osterwochenende und lass es mir gut gehen.
Euch auch frohe ostern
Maria

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