Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
Online-Netzwerk für Patienten/-innen und Angehörige

Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit

Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
25 Jan 2019 16:37
  • PMF2SZT
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  • 50 Beiträge seit
    25. Sep 2018
Hallo,

ein ganz schwieriges Thema, das m.E. kaum zu lösen ist. Einerseits wird in D erwartet, dass alle Spitzenmedizin erhalten und damit die beste mögliche Therapie für alle Krankheiten. Andererseits soll es aber bezahlbar bleiben. Die Pharmaindustrie forscht nur, wenn sie damit Geld verdient, und Forschung wird immer teurer. Drückt man die Pharmaindustrie zu sehr im Preis, stellen sie einfach die Versorgung ein oder produzieren in Billigländern mit schlechter Qualität. Der Staat versucht, möglichst viele Teile des Gesundheitswesens zu privatisieren, um Kosten zu sparen. Dass dabei trotz allem ein für den Großteil der Patienten einigermaßen gut funktionierendes System heraus kommt, ist sehr erstaunlich. Leider werden dabei die Patienten mit nicht so häufigen und sehr teuer zu therapierenden Erkrankungen häufig nicht optimal behandelt.

Ich glaube, dass sich diese ganze Gemengelage aufgrund der Komplexität kaum lösen lässt, was aber nicht bedeutet, dass man so manche Teilprobleme nicht zum Besseren verändern könnte. Dazu gehört sicherlich, die Finanzierung des Gesundheitssystems endlich auf vernünftige Beine zu stellen. Richtig wäre m.E. als Erstes und Wichtigstes die Auflösung der bisherigen Strukturen: Abschaffung der 2-Klassen-Medizin, Beteiligung aller Einwohner an einem einheitlichen System. Reduzierung der Krankenkassen auf max. 10. Abschaffung oder zumindest drastische Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze. Verstaatlichung aller Gesundheitsdienstleister. Ich möchte hier noch betonen, dass ich kein Kommunist bin, aber auch ich bin der Meinung, dass Gesundheit absolut in Staatshand gehört.

Und ganz wichtig: Echte Beteiligung der Patientenvertreter an den Entscheidungen des GB-A (Stimmrecht). Niemand kann mir erklären, warum unsere Patientenvertreter nicht gleichberechtigt mit entscheiden dürfen. Ich habe den Eindruck, dass so mancher Patientenvertreter kompetenter als unsere Ministeriumsmitarbeiter sind. Und wann schaffen wir uns endlich die Lobbyisten vom Hals, die unseren Politikern solche für unsere Gesellschaft schädlichen Ideen verkaufen, wie die Privatisierung des Gesundheitswesens.

Es stellt sich außerdem die Frage, warum die teure Spitzenforschung nicht mehr an unseren Unis passiert, so wie früher. Mir scheint es keine gute Idee zu sein, hier immer zu sparen, und dann das Geld der Pharma in den Rachen zu werfen.

Leider sind offenbar einer großen Mehrheit diese Probleme völlig egal, weil sie immer das kleinste Übel an der Wahlurne wählen. Und so wird sich wohl niemals etwas ändern und man muss sich selbst intensiv kümmern, um die beste Therapie zu erhalten.

Noch ein paar Anmerkung zu den Unikliniken:
Es gibt Landesregierungen (Hessen), die sogar Unikliniken privatisieren: Das UKGM - Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, seit 2006 eine Unternehmung der RHÖN-KLINIKUM Aktiengesellschaft. Unglaublich, aber wahr.
Trotz alledem würde ich mich mit einer kompliziert zu behandelnden Erkrankung immer nur in einer Uniklinik behandeln lassen, um nicht Opfer von finanziellen Erwägungen zu werden. Meine betreuende Transplanteurin habe ich mal nach diesen Dingen befragt. Sie erklärte mir, dass in der Uniklinik jeder Patient die bestmögliche Therapie erhält, auch unabhängig von der Kassenart privat oder gesetzlich. Ich hoffe mal, das stimmt. Zumindest meine eigenen Erfahrungen nach einer PMF und 2 alloSZTs bestätigen das.

Joachim
(2x alloSZT Uniklinik Ulm 2010 + 2012 wegen PMF)
www.lenaforum.de - DAS Forum für allogene Stammzelltransplantation von Erwachsenen
Letzte Änderung: 25 Jan 2019 16:40 von PMF2SZT.

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
25 Jan 2019 19:19
  • Favrad
Hallo Leute,
bin neu hier und lebe seit etwa einem Jahr mit der Diagnose SMM und Amyloidose. Jetzt haben sich meine Werte etwas verschlechtert und der Onko will mit Borte beginnen. Ich habe mich noch nicht dafür entschieden. Und alles, was ich in diesem Jahr an Infos zu big pharma und den wirklichen Ergebnissen dieser ganzen Behandlungen im Verhältnis zum Aufwand gefunden habe, widert mich an.
Und wenn ich hier lese, wie viele Therapien zum Teil erduldet wurden, dann auf den Rückfall warten und wieder von vorne. Nee, dann lebe ich lieber 1 Jahr mit einer guten Lebensqualität als 1 Jahr und 2,5 Monate mit einer absolut besch..... en.
Hier ist etwas, das gut in das Wirtschaftlichkeits-Thema passt:
www.mossreports.com/cancer-drug-ripoff/
L.G.
Favrad

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