Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
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Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung

Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
15 Jun 2018 09:15
  • Jo
  • 509 Beiträge seit
    03. Jun 2018
Hallo Christine,
Du schriebst: man solle sich nicht verrückt machen, alles nur Statistik, genau das stimmt !!!!


Wenn man das hohe Risiko einer HD-Chemo eingeht, dann will man doch auch alles getan haben, damit das Risiko-/Nutzenverhältnis ausgewogen ist, deshalb Zweitmeinung, ich werde berichten.
Lg Jo

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Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
15 Jun 2018 16:42
  • Almish
  • Almishs Avatar
  • 353 Beiträge seit
    23. Okt 2009
Hey,
also bei mir hat die Induktionschemo einen rechten Scheissdreck gebracht. Nur die Haare gingen aus. Haben dann gleich voll die HD gemacht mit Transplantation und das hielt 3 Jahre, seit nunmehr 3 Jahren rezidiviere ich fröhlich vor mich hin ohne Behandlung.

Kopf hoch, Nase in den Wind
Das Leben stinkt

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Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
18 Jun 2018 19:48
  • gex
  • gexs Avatar
  • 587 Beiträge seit
    15. Jun 2016
Um nochmal inhaltlich auf die Studie im ersten Beitrag von Christine zurückzukommen....

So richtig hochaktuell ist diese Studie ja nicht, da sie nur Daten bis 2012 erfasst. (Man weiß halt erst jetzt in 2018, ob das mediane Überleben bei Behandlungsbeginn in 2012 nun bei 60-70 Monaten liegt oder nicht. Das ist ja für uns das Quälende, dass man belastbare statistische Ergebnisse erst viele Jahre später hat).
Wenn in der Studie also von Vergleich mit "newer agents" = "neuen Medikamenten" die Rede ist, kann es sich dabei allenfalls um Bortezomib (Einführung 2004) und Lenalidomid (Einführung 2007) handeln. Nicht um Carfilzomib, Ixozomib, Daratumomab, Elotuzumab, und was da seither noch an Mannagleichem über uns kam..... Ich habe schon öfter den Eindruck erhalten, dass viele Ärzte immer noch eigentlich Velcade und Revlimid meinen, wenn sie von neuen Substanzen reden.
Selbst bei Lenalidomid ist fraglich, ob der Einsatz zwischen 2007 und 2012 wirklich so massiv anstieg, dass da in 2012 schon Belastbares und Vergleichbares rauszuziehen wäre.

Aber zweifellos kann man sagen: in 2012 war die HD / aSZT der absolute Goldstandard im Vergleich zu allen anderen damals verfügbaren Therapien. 74 statt 50 Monaten medianes Überleben sind schon ein Hammer. Und schon sehr erstaunlich, dass damals nur gut ein Drittel der < 60-jährigen Patienten in Kalifornien die aSZT machten. Schon möglich, dass der anderswo berichtete deutliche Anstieg des 5-Jahres-Überlebens in den USA bis 2015 auf immer häufigere Anwendung der aSZT zurückzuführen ist.

Ob das heute noch auch im Vergleich zu den wirklich neuen Medikamenten gilt, weiß man jetzt nicht, wird sicherlich immer wieder im Vergleich beobachtet werden (müssen), aber die klaren Ergebnisse werden halt leider erst in vielen Jahren vorliegen.

Diagnose Smoldering MM 01/14, IgG lambda, FISH t(11;14)
Erste Therapie ab 04/19: Isatuximab + VRd -> VGPR erreicht
ab 12/19 Isatuximab + Rd, keine weitere Verbesserung
09/20 HD/aSZT sehr gut vertragen und deutlich besseres Ansprechen, danach keine Erhaltungstherapie
Anfang 2023 Rezidiv mit Rippenbrüchen und Osteolyse Schlüsselbein
seit 06/23 Pomalidomid +Dex, wieder VGPR

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Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
18 Jun 2018 21:15
  • christine
Das stimmt, wir hängen immer hinterher. Genauso wie ich Anfang 2014, als R als Erhaltung noch sehr sehr kritisch gesehen wurde. Ich habe damals zwar sehr spät ( HD war ja 2012) aber immerhin seither „erhalten“ und das ist ja im Nachhinein richtig gewesen!

Gruss C

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Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
15 Nov 2018 13:26
  • gex
  • gexs Avatar
  • 587 Beiträge seit
    15. Jun 2016
Die "aSCT-ist-1.Wahl" Front bröckelt zusehends...
Das Dana Faber Cancer Institute (sicher neben der Mayo Clinic DAS Schwergewicht unter den Krebs-/Myelom-Instituten) an der Harvard Universität unter Paul Richardson hat in "Blood" das Thema diskutiert und seine neueste Behandlungsstrategie erläutert.
www.bloodjournal.org/content/132/11/1114
(Der Artikel heißt übersetzt: "Wie ich den jungen Patienten mit MM behandele", wobei sie mit "jung" alle unter 65 meinen.)
Die wesentlichen Aussagen sind, dass mit Einführung von 3-fach Induktionstherapien, vor allem wenn ein PI plus IMID zur Anwendung kommt (VRD, KRD, Ixa+RD), aber auch schon bei CyBorD=VCD, die Studienlage nun zeigt, dass eine sofort anschließende aSCT keinen Überlebensvorteil mehr bringt.
Sie praktizieren es nun so, dass
1. eine 3-fach Kombi, bevorzugt KRD oder VRD, zur Induktion gemacht wird. Danach erfolgt
2. Stammzellensammlung. Eine HD/aSCT wird aber nicht automatisch angeschlossen, sondern im Einzelfall diskutiert. Eine generelle Empfehlung zur sofortigen HD/aSCT sei u.a. wegen der höheren Toxizität nicht mehr zu rechtfertigen und eher nur in Studien zu empfehlen. Ein Verschieben der aSCT auf ggf. später wird als gangbar erachtet. Stattdessen schließt sich an die Stammzellensammlung
3. eine Erhaltungstherapie mit Revlimid (ggf. noch mit einem PI) bis zum Progress an.
Damit nähert sich das Dana Faber Institut nun dem vielleicht prominentesten aSCT-Kritiker unter den MM-Spezialisten, James Berenson, an, der schon lange keine aSCT mehr empfiehlt und ihren Nutzen in Frage stellt.
Dr. Berenson sagt schon länger, dass inzwischen so gute neue Medikamente verfügbar sind, die man individuell und spezifisch einsetzen kann. Er verweist immer wieder darauf, dass die meist verwendeten Kriterien "Remissionstiefe" und "Progressionsfreiheit" zwar nett aber trügerisch seien, jedoch keinen Einfluß auf das Gesamt-Überleben hätten und mit aSCT unter starken Nebenwirkungen erkauft würden.
Hier ein Link, wo Dr. Berenson und der aSCT Befürworter Dr. Giralt ihre gegensätzlichen Standpunkte darlegen:
www.berensononcology.com/papers/to-trans...in-multiple-myeloma/

Interessant ist, dass das Myelomzentrum von Dr. Berenson in West Hollywood extrem gute Überlebensraten zeigen kann. Laut folgender Website fast 90% Überlebensrate 5 Jahre nach Diagnose (50% ist derzeit der US Durchschnitt).
www.myelomasurvival.com/index.html

Ich selber weiß immer noch nicht, was ich demnächst mache... aSCT oder nicht... Studie oder nicht...
In D sind VRD und KRD ja eigentlich noch nicht in Erstlinie zugelassen (aber vermutlich durchsetzbar?)
Gespräch ist nächsten Mittwoch...

Diagnose Smoldering MM 01/14, IgG lambda, FISH t(11;14)
Erste Therapie ab 04/19: Isatuximab + VRd -> VGPR erreicht
ab 12/19 Isatuximab + Rd, keine weitere Verbesserung
09/20 HD/aSZT sehr gut vertragen und deutlich besseres Ansprechen, danach keine Erhaltungstherapie
Anfang 2023 Rezidiv mit Rippenbrüchen und Osteolyse Schlüsselbein
seit 06/23 Pomalidomid +Dex, wieder VGPR

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Antwort auf Die ASCT ist immer noch 1.Wahl in der Behandlung
15 Nov 2018 15:09
  • Logopädin
  • 410 Beiträge seit
    06. Feb 2016
Hallo Gex,
es ist ja inzwischen belegt, dass eine frühe ASZT ( also direkt nach der Induktion ) gegenüber einer späteren statistisch gesehen keinen Vorteil bringt.
Das Problem, was ich dabei sehe ist allerdings, dass eine frühe ASZT nach der Induktion Sinn macht - dann ist man das Damokles-Schwert erst mal los und hat nach der ganzen harten Behandlung erst einmal Ruhe.
Ich hätte mich jedenfalls nicht besser gefühlt, wenn ich nach der Stammzellenapharese ( Haare waren da ja auch schon weg ) ausgerechnet auf das I-Tüpfelchen verzichtet hätte.
Und noch etwas: Man muss auf jeden Fall individuell abwägen, sonst geht es dir wie Ramona. Sie hatte die ASZT aus Angst abgelehnt bei genetischer Höchstrisikokonstellation ( wobei ich den Eindruck hatte, dass ihr das nicht so klar war...) und es ist dann gar nicht mehr dazu gekommen, da das Myelom so aggressiv war, dass eine ASZT - obwohl noch geplant - nicht mehr durchgeführt werden konnte.
Bei einem gutmütigen Myelom mag es auch ohne sofortige ASZT gehen, aber dazu müsstest du z.B. mit einer GEP dein persönliches Risiko kennen.
Bei den meisten von uns wurde jedoch nicht mehr als eine FISH-Untersuchung durchgeführt und die ist zu wenig aussagekräftig.
Liebe Grüße
Nicole

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