Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
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Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit

Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
14 Aug 2018 09:24
  • Jo
  • 509 Beiträge seit
    03. Jun 2018
Hallo Katharina,
Ja, dass Lenalidomid nicht in der Erstlinientherapie zugelassen ist, hat ja gerade die o.a. wirtschaftlichen Gründe und würde wahrscheinlich zu einer Kostenexplosion führen ( so meine Onkologin) Jetzt zahle ich auch nur 10 Eur für mein Revlimid, weil Cyclophospamid bei mir nicht funktioniert hat, so ist das leider
LG Jo

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
14 Aug 2018 13:02
  • Mapoli
  • Mapolis Avatar Moderator
  • 1420 Beiträge seit
    17. Jun 2011
Hallo Jo,

das würde ich pauschal nicht so sagen! Die Aussage Deiner Onkologin ist hier sicher nur aus dem Zusammenhang heraus gerissen worden. Natürlich sind für die Kassen auch immer die Kosten wichtig, aber sie wollen auch nicht den anderen Ländern nachstehen und in der Myelomforschung sind wir nach wie vor recht weit vorne. Zudem gibt es kaum Länder, die so viel zahlen und genehmigen, wie hier in Deutschland; da braucht man nur mal bei den Nachbarländern rein schauen.
Um in der Erstlinientherapie zugelassen zu werden, müssen die Medikamente zuerst an Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung eine ganze Weile getestet werden. Das macht auch Sinn!

LG
Ma

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
14 Aug 2018 20:44
  • Logopädin
  • 410 Beiträge seit
    06. Feb 2016
Hallo Jo,hallo Ma,
genau aus dem Grund, damit Revlimid bald in der Erstlinie zugelassen werden kann, macht man zur Zeit die HD6-Studie.
Es müssen erst Phase 3-Studien mit mehreren hundert Patienten - erfolgreich - durchgeführt werden, damit ein Medikament in die Leitlinie als Erstlinienmedikament Eingang findet.
Und das ist auch gut so,das dient unserer Sicherheit.
Und um "billig" -Jo -geht es dabei sicher nicht- ganz im Gegenteil, die Pharma-Industrie möchte verdienen. Und in Deutschland scheint das problemlos zu gehen, denn nur in Deutschland ( und zum Teil in USA) wird alles bezahlt, was möglich ist.Und ich habe eher die Befürchtung, dass hochwirksame Medikamente, die so gut wie nichts kosten, keinen Eingang in die Behandlung finden, weil es sich einfach nicht lohnt ( die Pharmaunternehmen sind schließlich nicht die Caritas, sondern gewinnorientiert ) - ich denke da an Nelfinavir,Methadon oder das Antibioltikum, von dem - habe den Namen gerade vergessen - in einem der letzten newsletter berichtet wurde. Revlimid ist das viele Geld gar nicht wert. Thalidomid - früher als Contergan billig rezeptfrei verkauft- war zu Beginn der Imid-Myelombehandlungsära kostenfrei gegen Unterschrift zu bekommen. Nachdem es als Medikament gegen das Myelom zugelassen worden war, kostete es schon 500 € monatlich. Contergan für 500 €, was für ein Hohn...
Dann kamen findige Pharma-Unternehmer auf die Idee, das Thalidomid ganz geringfügig chemisch zu verändern-und siehe da, jetzt war das kein "altes" Medikament mehr, sondern ein brandneues - und dafür kann man in Deutschland fast jeden Preis verlangen. In Brasilien z.B. ist Revlimid für wesentlich weniger Geld zu erhalten als bei uns, in USA kostet eine eine 10mg Tablette aber 470$, also noch wesentlich mehr als bei uns. Ich habe eine Mitteilung gelesen, dass Celgene 2015 60% seines Umsatzes mit Revlimid gemacht hat...In Spanien würde Revlimid nicht regelmäßig angewendet wegen der hohen Kosten - hat Prof.Goldschmidt vor zwei Jahren mal in einem Vortrag erklärt - und dort käme man in der Behandlung des Myeloms auch gut voran, so Prof.Goldschmidt.
Nein, ich bin sicher, dass Cyclophosphamid sobald wie möglich gegen was Teureres ausgetauscht wird...Immer dann, wenn eine Preisbindung ausläuft ( z.B. bei Bortezomib ), kommt schnell was angeblich Besseres und Neueres auf den Markt und löst das alte, preisgünstigere ab...
Nein, ich bin der Meinung, dass das mit der Wirtschaftlichkeit gerade bei Krebsmedikamenten ( bei anderen Medis nicht ) eher anders herum läuft. Nicht vor allem billig, sondern eher vor allem teuer. Die Kassen zahlen alles ohne wenn und aber. Solange das Revlimid Studienmedikament in der HD6-Studie war, zahlte es Celgene. Nachdem es aber in der Erhaltung zugelassen wurde, zahlte meine Krankenkasse. Wie lustig, ein Studienmedikament zu Lasten meiner Krankenkasse...
Aber so ist das in Deutschland-hier gilt teuer gleich gut. Und das muss nicht stimmen.
Liebe Grüße
Nicole

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
14 Aug 2018 21:05
  • Diddlmaus
  • Diddlmauss Avatar
  • 1274 Beiträge seit
    21. Okt 2012
Guter Beitrag, Nicole!

"Sometimes gifts come in strange packages"

"Wenn das Leben Dir Zitronen gibt - mach Limonade draus."

"Das Leben geht weiter - auch wenn es humpelt!"

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
14 Aug 2018 23:17
  • Dorothee
- Richtig ist, dass Forschung teuer ist.
- Richtig ist auch, dass Forschung nur dann betrieben wird, wenn ein neuer Arzneistoff Aussicht auf Marktzulassung in den Industrieländern hat - und damit die Chance besteht, Geld mit der Vermarktung zu erwirtschaften. Damit dieses Geld sowohl an Aktionäre ausgeschüttet, als auch in neue Forschung investiert werden kann.
- Richtig ist, dass ein neuer Arzneistoff nur Chancen auf Marktzulassung in den Industrieländern hat, wenn Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit über Studien dokumentiert und nachgewiesen wurden. Ein langer und teurer Prozess

www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/...g-bis-zur-zulassung/

- Richtig ist, dass ein neuer, teurer Arzneistoff in Deutschland nur dann von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, wenn der G-BA einen Zusatznutzen (zu bereits existierenden Therapien) festgestellt hat.

www.g-ba.de/institution/themenschwerpunk...l/nutzenbewertung35a

- Richtig ist, dass teuer nicht unbedingt gut ist und umgekehrt.
- Richtig ist, dass Forschung teuer ist.
Dorothee
Letzte Änderung: 14 Aug 2018 23:25 von Dorothee. Begründung: Link eingefügt

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Antwort auf Therapie-Entscheidung und Wirtschaftlichkeit
24 Jan 2019 21:11
  • Emi
  • Emis Avatar
  • 230 Beiträge seit
    17. Dez 2015
Hallo,
anbei ein Beitrag zum Thema Celegene und Revlimid und wie das Unternehmen das Produkt "entwickelt" und den Preis angepasst hat. Haarsträubend. Leider auf Englisch.

www.statnews.com/2019/01/22/celgene-lega...EP4r137aMX7H3NRjuhL8


LG
Emi

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