Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

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Allogene Transplantation

Betreff: Allogene Transplantation
22 Sep 2017 10:58
  • Christian
  • Christians Avatar
  • 33 Beiträge seit
    13. Feb 2015
Hallo zusammen,
wie seht Ihr die Rolle der allogenen Transplantation im Rahmen der Myelom Therapie?
Ich habe die Frage immer wieder Onkologen gestellt und die Antwort war, dass aufgrund der vielen neuen Therapieoptionen (mit ihren vielversprechenden Aussichten) und aufgrund der hohen Todesfallrate (10%?) diese keine große Rolle mehr spielt.
Ich bin kein Experte, aber ist die allogene nicht eine Möglichkeit der Heilung? Man bekommt ja "gesunde" Stammzellen zurück und dann kann es doch eigentlich nicht mehr zu einem Rückfall kommen?
Es bleibt natürlich noch die hohe Todesfallrate aufgrund der Therapie an sich (Abstoßung, etc).
Ich bin noch relativ jung (48) und ich freue mich natürlich über die Entwicklung der Therapien in den letzten Jahren und die Aussichten (CAR-T, ...), aber letztendlich zeigen die bisherigen Ergebnisse "nur" Verlängerungen der progressionsfreien Zeit und bessere Verträglichkeit, aber (noch) keine Heilungschancen.

PS: Ich habe einen Riesenrespekt vor der allogenen und hoffe sehr, dass ich mich damit nicht auseinandersetzen muss. Ich wäre aber trotzdem sehr an Euren Meinungen/Erfahrungen dazu interessiert.

Danke für Eure Kommentare!
Liebe Grüße
Christian

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Antwort auf Allogene Transplantation
22 Sep 2017 16:57
  • lisa_kotschi
  • lisa_kotschis Avatar
  • 1139 Beiträge seit
    26. Okt 2009
Lieber Christian,

die Debatten um die allo SZT laufen schon seit vielen Jahren, mal pro, mittlerweile aber eher zurückhaltend. Weniger wegen der möglichen Todesfalle, die konnte man ja zwischenzeitlich von ca. 30 auf 10 Prozent senken, wie Du selbst schreibst.

Aber die möglichen Risiken schwerer Nebenwirkungen und Spätfolgen, wie verschiedene GvHD, sind nach wie vor nicht zu unterschätzen. Und vor allem: Nur ein sehr kleiner Prozentsatz gilt als geheilt, Rückfälle sind durchaus möglich.

Zumindest im Augenblick gilt folgende med. Meinung in Deutschland als Konsens: "Für Ultrahochrisikopatienten (Deletion 17p), extramedullärem Befall, Plasmazell-Leukine, deutlich erhöhte Serum-LDH ist die Allo Stammzelltherapie weiter empfohlen und wird derzeit in einer von den holländischen Hovon-Groppe geleiteter Therapiestudie international geprüft." (So weit Prof. Einsele auf unserer Homepage unter Therapie).

Einige hier im Forum haben die allo hinter sich, für die meisten war diese Therapie ohne Alternative, bei einigen war sie sehr erfolgreich. Ich hoffe, sie melden sich hier im Forum, spontan fallen mir Harry und Sergio ein, die ich auch persönlich kenne. Weniger erfolgreich war die auto/allo bei meinem Mann, siehe mein Profil.

Alles in allem, eine allo sollte aus meiner Sicht wohl gut überlegt sein. Ich hoffe aber, dass es noch eine lebhafte Debatte darüber gibt.

Gruß Lisa

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Antwort auf Allogene Transplantation
22 Sep 2017 23:32
  • Mapoli
  • Mapolis Avatar Moderator
  • 1411 Beiträge seit
    17. Jun 2011
Hallo Christian,

erst kürzlich habe ich einige Fragen dazu hier gestellt. Vielleicht findest du etwas, wenn du allo in die Suchmaske eingibst.
Hier ein Link zu einer Frage, die seit 2016 hier läuft, da hatte ich auch im Sommer einige Fragen gestellt:
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Antwort auf Allogene Transplantation
29 Sep 2017 09:36
  • Christian
  • Christians Avatar
  • 33 Beiträge seit
    13. Feb 2015
Hallo Lisa und Mapoli,
danke für Eure Beiträge. Insbesondere der Link auf die vorherige Diskussion zur allogenen TX ist sehr hilfreich.
Viele Grüße
Christian

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Antwort auf Allogene Transplantation
29 Sep 2017 16:11
  • Triple M
  • 50 Beiträge seit
    30. Jun 2017
Hallo Christian,

in dem von Mapoli zitierten Thread steht ja schon recht viel zum Thema.

Als Ergänzung noch der Hinweis, dass es das dort von Sergio erwähnte Buch von Professor Kröger "Allogene Stammzelltherapie - Grundlagen, Indikationen und Perspektiven" zwischenzeitlich in der 4. Auflage vom 1. September 2015 gibt. Es ist bei Amazon lieferbar und kostet - kein Tippfehler - 4,95 EUR.

Es ist keine Werbebroschüre für die Allo SCT, sondern stellt das Verfahren, aber auch mögliche Komplikationen/Spätfolgen sehr realistisch dar. Das meiste (nicht alles) ist auch für den einschlägig vorinformierten, ambitionierten Laien verständlich.

Viele Grüße
Triple M

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Antwort auf Allogene Transplantation
01 Okt 2017 12:31
  • Triple M
  • 50 Beiträge seit
    30. Jun 2017
Hallo Christian,
zu Deiner Frage nach dem Stellenwert der allo SCT und der Chance auf Heilung noch folgendes:

Man erhält zwar im Rahmen der allo SCT fremde gesunde Stammzellen. Das Problem mit dem MM, wenn es denn einmal da ist, besteht aber – zumindest soweit ich es bisher verstanden habe – gar nicht unbedingt (mehr) in Deinen eigenen Stammzellen, sondern vielmehr in der Tatsache, dass sich die einmal im Knochenmark befindlichen entarteten Plasmazellen dort durch Teilung immer weiter vermehren.

Selbst mit einer Hochdosis-Chemo ist die Chance, diese alle zu erwischen extrem gering, und man „züchtet“ nebenbei auch noch durch Selektion die besonders resistenten Exemplare.

Das interessante Wirkprinzip der allo SCT im Unterschied zur autologen Transplantation ist der Graft-versus-Myeloma Effekt, das heißt, dass das fremde Immunsystem (hoffentlich) gegen diese auch nach der Chemo noch vorhandenen Krebszellen wirkt. Dies ist quasi die positive Seite des gefürchteten Graft-versus-Host Effekts (GvHD) und der Grund dafür, dass nach der allo SCT eine leichte, möglichst gut therapierbare GvHD durchaus erwünscht ist (da merkt man nämlich, dass sich etwas tut).

Es handelt sich bei der allo SCT also eigentlich um eine Spielart der Immuntherapie. Hierin liegt auch die von Dir erwähnte Chance auf Heilung. Wenn nun die Forschung insbesondere auf dem Gebiet der Immuntherapie (CAR-T, MAB etc.) so rasant fortschreitet wie erhofft, kann man wohl annehmen, dass die allo SCT tatsächlich irgendwann (noch mehr) an Bedeutung verliert.

Denn die von Lisa zu Recht angesprochene Tatsache, dass es auch bei der allo SCT in einer Vielzahl der Fälle zu einem Rezidiv kommt, zeigt ja, dass der beschriebene Immuneffekt oftmals am Ende doch nicht ausreicht, die Krankheit wirksam und dauerhaft einzudämmen. Das wiederum dürfte vermutlich daran liegen, dass die Aktivität des fremden Immunsystems ja weitgehend in Schach gehalten werden muss, weil der Immuneffekt eben nicht auf die Krebszellen begrenzt werden kann, sondern auch gegen den Rest des Körpers wirkt und zu schwerwiegenden, sogar tödlichen Komplikationen führen kann.

Hierin liegt der Charme der aktuellen Forschung zur Immuntherapie (und ein potenzieller Vorteil gegenüber der allo SCT): Einen Effekt zu provozieren, der stark genug ist, die Krankheit zu besiegen, sich aber ausschließlich gegen das Myelom richtet….

Wollen wir hoffen, dass das bald gelingt!

Viele Grüße
Triple M

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