Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
Online-Netzwerk für Patienten/-innen und Angehörige

Wesensaenderung

Antwort auf Wesensaenderung
11 Aug 2016 22:48
  • Sabine_D
  • Sabine_Ds Avatar
  • 177 Beiträge seit
    14. Jan 2015
Hallo Tom,

jeder Mensch ist natürlich anders und hat seine eigene Art, mit seinen Ängsten umzugehen.

Der eine schreit es raus, andere sind aggressiv oder man zieht sich entmutigt still zurück, wieder andere tun nach aussen hin so, als wäre nichts gewesen.

Letzteres trifft bei uns zu. Klingt angenehm, ist es aber auch nicht. Es macht es oft nicht leichter, wenn man an seinen Partner manchmal nicht rankommt, wie man möchte. Er versucht, mich dadurch zu schützen und mir den Alltag als solchen wahrnehmen zu lassen. Ich fühle mich dabei nicht immer wohl. Bin zwar auch eher der fürsorgliche Typ, lasse dem aber gewähren und verdränge ebenso, so gut es geht, genieße die Normalität nach den Therapien, die mein Mann über sich hat ergehen lassen müssen und bin dankbar für jeden stinknormalen Tag.

Die schwelende Angst ist aber bei beiden Seiten gegenwärtig und diese gehört verarbeitet und paroli geboten.
So versucht jeder, seinen Weg zu finden, um damit leben zu können.

Wenn die Wutausbrüche Deiner Frau auch krankhaft sind, dann ist das schon schwierig genug. Aber auch Angehörige sind kein Ventil und Du brauchst Deine Kraft, Mut und auch viel Liebe, um Halt bieten zu können, ohne an der Situation zu verzweifeln oder an Deine Grenzen zu gelangen.

Gerade jetzt, da noch nicht therapiert wird, solltet Ihr die Zeit angenehmer verbringen können und schöner gestalten. Da sind die Wutausbrüche keine gute Ausgangsposition. Es verletzt ja auch noch und verschwendet kostbare Zeit.

Ich kann mich da gut reindenken, hatte gut 20 Jahre einen depressiven und auch zunehmend aggressiver werdenen Ehemann, von dem ich mich letztlich getrennt habe (auch musste), um mein eigenes Leben weiterleben zu können, da ich dann keine Lust mehr am Leben hatte. Er nahm jahrelang teils Tavor, Lorazepam und andere Psychopharmaka. War auch lange auf Kur. Ausser diesen Depressionen war er aber gesund und anderswo gab er den Strahlemann.

Oftmals hatte er mich für alles verantwortlich gemacht (und dafür büßen lassen). Irgendwann war dann das Maß voll.

Soweit darf es aber nicht kommen, vor allem, wenn der Partner den man liebt, so krank ist.
Man will ja fürsorglich sein, helfen und Mut geben, aber auch die Achtung nicht verlieren.

Das mit den Wechseljahren ist nicht vom Tisch zu weisen. Der Frauenarzt kann da auch weiterhelfen.
Und der Hormonspiegel gehört geprüft. Wenn die Schilddrüse Probleme macht, dann kann das sich auch sehr negativ auf die Stimmung auswirken oder das Ganze mit Tabletten noch verschlimmern.

Ich finde toll, dass Du Hilfe suchst und an der Situation arbeiten und mitgestalten willst. Deine Frau sollte sich darüber glücklich schätzen, so einen fürsorglichen Partner zu haben. Es sind hier auch sicherlich Leute, die das Ganze vollkommen alleine durchstehen müssen. Davor habe ich allen Respekt.

Heute bin ich sehr glücklich mit meinem 2. Mann, meiner große Liebe, seit 10 Jahren verheiratet. Wir sind seelenverwandt und alles ist perfekt. Wir halten uns gegenseitig, machen alles gemeinsam.

Leider macht uns seit 2014 dieses verfluchte MM einen solchen Strich durch die Rechnung. Wir verbringen nun jede freie Minute miteinander und gönnen uns viel mehr als zuvor. Jeder Tag zählt!

Vielleicht hilft Euch aber auch ein gemeinsamer Therapeut.

Kopf hoch und bleib dran. Du machst es gut.

Mit besten Wünschen,
Sabine

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Antwort auf Wesensaenderung
12 Aug 2016 13:52
  • Tom
Hallo zurück,
Du hast mir aus der Seele gesprochen und gute Ideen angeregt.
Danke und schönes Wochenende
LG
Tom

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Antwort auf Wesensaenderung
01 Sep 2016 22:58
  • EvelinaF
Hallo Tom, ich bin auch Angehörige, und lese schon lange still mit. ich kann leider deine Vermutung bestätigen. Mein Mann hatte Wutausbrüche und Aggression schon vor der Diagnose, mit jedem Jahr war es nur schlimmer. Dann hatten wir bestätigte Diagnose MM 3A. Ok, dachte ich, jetzt weiß ich, woran es lag. Aber mit Medikamenteneinnahme ist es noch schlimmer geworden, besonders mit hochdosiertem Cortison. Seit April hat er leider Rezidiv, er ist Hochrisikopatient. Vor ca. 5 Monaten vor Rezidiv ist seine Laune nicht stabil geworden, obwohl er noch nichts geahnt hat, und hatte nur Lenaledomid als Erhaltungstherapie genommen.
Ich war an allem Schuld, er hörte, was er hören wollte, aber was nie gesagt oder gemeint wurde usw.
Jetzt bin ich am Überlegen, ob wir uns trennen sollen. Wir haben noch ein kleines Kind, das leider mitmachen musst, und ich möchte ihm das ersparen.
Mein Mann meint, dass er keine psychologische Hilfe braucht, weil das Problem nicht bei ihm sondern bei mir liegt.
Entschuldigung, wenn ich grammatische Fehler gemacht habe, bin seit 2008 in Deutschland, und deswegen habe mich früher nicht getraut zu schreiben. Aber das Thema, was du angesprochen hast, ist jetzt bei mir sehr aktuell.
Liebe Grüße, Evelina

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Antwort auf Wesensaenderung
02 Sep 2016 10:59
  • Mira
  • 414 Beiträge seit
    03. Feb 2014
Hallo Evilina,
Zu den Schreibfehlern: ich bin wesentlich länger Deutschland und mache immer noch welche. Das hat mich nie davon abgehalten etwas zu schreiben. Diejenigen die dann die Schreibfehler bemängeln tun dies nur weil denen die Argumente ausgehen. Übrigens du brauchst dich nicht verstecken, aufs erste habe ich gar keine gesehen und danach suchen tue ich nicht.
Wenn dein Mann meint er braucht keine Hilfe ist das sein Problem. Du solltest dir aber welche holen. Weil, dein Mann zu verlassen wird für dich anfangs genauso schlimm werden wie bei ihm zu bleiben. Denn eines sollte dir klar sein,des Volkes Meinung dürfte eher so aussehen: ER ist der arme kranker Mann der von seine böse herzlose Frau verlassen wurden, genau in dem Moment wo ER sie am meisten brauchte. Und da brauchst du Hilfe um mit diese Realitätsverdrehung um zu gehen. Dein Mann hat dich schon vorher tyrannisiert, ohne von irgendeine Krankheit zu wissen. Das hat rein gar nichts mit dem MM zu tun und es wird nur schlimmer werden! Rede mit Leuten von denen du weißt dass sie wissen was wirklich los ist und bitte diese um Unterstützung bei der Trennung. Hole psychologische Hilfe damit du gestärkt wirst weiter deinen Weg zu gehen. Und geh, nicht nur wegen des Kindes sondern auch du hast ein Recht auf ein normales Leben.
Nur noch eines: ich weiß das Krankheit und Schmerzen auf dem Gemüt schlagen können. Ich war teilweise auch extrem schlecht gelaunt. Aber Wutausbrüche gegenüber meine Kinder? Wozu den? Was zum Teufel soll das denn bringen? Denen die Schuld daran geben, dass ich krank bin? Wie krank ist das denn?
Aber wie gesagt: es wird so oder so ein steiniger Weg. Und nur du kannst entscheiden ob du diesen alleine weiter gehst.

LG
Mira

Nachtrag: und vielleicht kann eine onko-psychologische Frachkraft dir auch helfen doch noch einen gemeinsamen Weg zu finden?
Letzte Änderung: 02 Sep 2016 11:09 von Mira.

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Antwort auf Wesensaenderung
02 Sep 2016 19:58
  • EvelinaF
Hallo Mira, vielen Dank für deine Unterstützung. ich habe mich nicht deutlich ausgedrückt, und möchte nur sagen, dass mein Mann greift nur mich an, nicht das Kind, ich möchte das Kind nur in deisem Sinn schützen, dass es das nicht miterleben soll.
Ich habe schon Hilfe geholt, weil ich die mentalle Unterstützung brauche, weil ich Angst habe, dass ich emotionell viel falsch machen kann. Ich will meinen Mann unterstützen und begleiten, ich möchte, dass er auch Positives erlebt.
Seine Wutausbrüche hat er immer am 2. oder 3. Tag der Dexamethasoneinnahme, Dexamethason hat auch starke Nebenwirkungen, auch auf Psyche, natürlich hat mein Mann dazu den passenden Charakter, und die Ängste, die mit der Diagnose verbunden sind, spielen auch nicht die letzte Rolle.

Liebe Grüße,
Evelina

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Antwort auf Wesensaenderung
02 Sep 2016 21:10
  • Mira
  • 414 Beiträge seit
    03. Feb 2014
Hallo Evelina,
es ist schön wenn du trotzdem zu deinem Mann hältst und es ist gut das du für dich Hilfe gesucht hast. Es heißt ja auch in guten wie in schlechten Zeiten.
Nur du darfst dabei nicht auf der Strecke bleiben. Ich wünsche dir viel Stärke.
LG
Mira

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