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Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle

Betreff: Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
14 Aug 2018 16:02
  • Jo
  • 509 Beiträge seit
    03. Jun 2018
Nicht nur resistente Keime sind gefährlich, die von einer Schleimschicht umgebenden Bakterien schützen sich und wehren damit Antibiotika, Desinfektionsmittel und andere gegen Bakterien eingesetzte Wirkstoffe ab. Man nennt diese Schleimschicht Biofilme. Sie sind die Ursache für eine hohe Zahl tödlicher Krankenhausinfektionen und Sepsis. Meine Mutter starb an einer Sepsis während einer Chemotherapie. In Holland hat fast jedes Krankenhaus einen Sicherheitsbeauftragten zur Kontrolle der Mikroben, die sich auch unter dem Biofilm verstecken. Es gibt wohl Signalmoleküle, die Mikroben produzieren, wenn sie einen Film wieder auflösen. Als freie Einzeller sind Bakterien deutlich verwundbarer und werden auch durch die in der HD-isolation verwendeten Desinfektionsmittel erfasst. Forscher haben jetzt die Entwicklung bakterieller Biofilme entschlüsselt und können ihr Wachstum hemmen oder ihre schleimige Schutzschicht aufbrechen (Quelle: Barraud, N.et Al Cephalosporin-3-diazeniumdiolates: Tagettet No-donator Produgs for Dispersings Bacterial Biofilms in Angewandte Chemie international Edition Seite 9057 bis 9060, 2016)
Weitere Strategien im Kampf gegen Biofilme sind wirkstoffhaltige Oberflächen oder solche mit Antihafteffekt z.b. Kupfer. Sprecht ruhig mal eure Onkologen an, wie deren Klinik, speziell die HD-isolation, sich vor solchen Biofilmen schützt und ob es auch einen extra Beauftragten für die Keimfreiheit gibt.
LG Jo
Letzte Änderung: 14 Aug 2018 18:03 von Jo. Begründung: Tippfehler

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Antwort auf Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
14 Aug 2018 18:56
  • Diddlmaus
  • Diddlmauss Avatar
  • 1274 Beiträge seit
    21. Okt 2012
Wenn ich mir die Klinik aussuch für die HD und das Ärzteteam dazu, dann vertrau ich darauf, dass die wissen was zu tun ist. Eine Infektiologie wird wohl vorhanden sein. Meiner Meinung nach kann ich nicht ernsthaft jeden einzelnen Schritt meines Onkologen und des Pflegeteams kontrollieren wollen. Das würde zu weit führen....das artet ja in Arbeit aus ;-)

Ausserdem braucht es für die HD nicht zwingend eine Isolierstation. Ich war zwar damals auf einer, aber nur weil da grad ein Bett frei war.

In der Klinik meines hochgeschätzten Onkologen finden die autologen SZT allesamt nicht auf einer Isolierstation statt. Natürlich besondere Hygiene, aber keine Isolation. Nach Aussage des Teams in unserer Uniklinik wären die meisten Probleme durch Erreger verursacht, die bereits im Patienten angesiedelt sind und dann zum Ausbruch kommen. Da nützt dann auch der hauseigene Spezialist für Schleimfilme nix. :-)

Als kleine Witzigkeit: bei meiner SZT war ich auf der Iso-Station mit 8 Betten=8 Zimmern, wo ansonsten die allogenen SZT gemacht werden. Alle 8 Patienten haben sich aber 2 Klos auf dem Flur geteilt. Es gab zwar Toilettenschüsseln direkt im Zimmer drin, die waren aber nur für den Notfall gedacht! Das hat mich damals auch erstaunt..

Ich finde es wichtig einen Arzt zu haben, den man alles fragen darf, der zuhört, erklärt, etc.

Ich kann aber auch jeden Arzt verstehen, dem es zu weit führen würde mit jedem Patienten über die Entwicklung und Entschlüsselung bakterieller Biofilme zu diskutieren.

Mein Rat: Eine Klinik mit gutem Ruf und Myelomkompetenz wählen, dazu ein Vertrauensverhältnis zum Behandler aufbauen und dann kann man mit weniger Ängsten in die HD starten!

All the best!

Diddlmaus

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Antwort auf Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
14 Aug 2018 19:47
  • Logopädin
  • 409 Beiträge seit
    06. Feb 2016
Hallo,
autologe Stammzelltransplantationen werden in der Uni-Klinik, in der ich transplantiert wurde, grundsätzlich im Zweibettzimmer durchgeführt. Dort gibt es eine eigene Station dafür. Diese hat eine Absauganlage, also jedes Zimmer wird abgesaugt und es wird mit speziellen Reinigungsmitteln gründlich täglich geputzt. Und zwar richtig geputzt-insbesodere auch Klinken, Bettgestänge usw. Mir wurde meine Bedenken Infektionen betreffend erklärt, dass vor dem Klinikaufenthalt ein Nasenabstrich durchgeführt wird ( um MRSA-Träger isolieren zu können )und Studien ergeben hätten, dass Schutzkleidung keinen Vorteil gegenüber Straßenkleidung ergeben hätte. Besuch darf also in Straßenkleidung das Zimmer betreten. Die Keime, die nach der HD zu Infektionen führten, wären in der Regel körpereigene. Und bei mir war das dann auch so. Das hohe Fieber, das ich nach der HD bekam, war auf Blasenkeime zurückzuführen - und die sind einfach da. Nur wenn das Immunsystem komplett ausgeschaltet wird ( durch das Melphalan), dann kann der Körper sich nicht mehr wehren gegen jedes noch so kleinste Bakterium.
Sicherlich lässt in Deutschland Krankenhaushygiene zu wünschen übrig - aber ich hatte vollstes Vertrauen zum Transplantationszentrum, nachdem ich staunend den Reinigungsfrauen zugeschaut hatte.
Nein,über Biofilme zu diskutieren wäre mir nicht in den Sinn gekommen...
Liebe Grüße
Nicole

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Antwort auf Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
14 Aug 2018 20:37
  • joseph
  • josephs Avatar
  • 4701 Beiträge seit
    22. Okt 2009
Hi Jo

Ich hab meine HD mit SZT komplet ambulant gemacht, weil ich weiss, dass man trotz der Aplasiephase , nicht zu 100% keimfrei leben muss, es gibt ein paar Regeln die mman einfach beachten muss

HD in 2007 ....... ich leb immer noch

LG

Joseph

Von 04ten April 2005 bis ........................ ist schon ein langer Weg

Die , die Bock haben mit mir über WatsApp zu kommunizieren 00352 621 139 084

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Antwort auf Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
14 Aug 2018 20:55
  • Diddlmaus
  • Diddlmauss Avatar
  • 1274 Beiträge seit
    21. Okt 2012
Das hatte ich vergessen anzufügen, Joseph.

Die HD geht auch ambulant. Ich selber war 6 Nächte nur stationär, zuhause hatte ich mit einem Kindeegartenkind wohl allerlei Erreger in meiner Umgebung.

Von daher kann der Bioschleimfilm wohl keine bedeutende Rolle spielen.

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Antwort auf Krankenhauskeime in der HD-Isolierstation, eine drohende Gefahr für uns alle
15 Aug 2018 00:40
  • Dorothee
ja. meine Mutter war auch in Aplasiephase mit dem MDS vor ihrem Tod. Ich hab weder Händedesinfektion noch Mundschutz benutzt. Meine Bazillen kannte sie nämlich. Fremde wurden allerdings schon dazu verdonnert. Gestorben ist sie nicht an einer Infektion.
Dennoch ist das Hygiene-Thema in Krankenhäusern immer noch großes Thema.

correctiv.org/recherchen/keime/artikel/2...-im-strassenverkehr/

Für das Hygiene Verhalten zuhause für immunsuprimierte Patienten wird ja auch aus gutem Grund von der Klinik bzw. von Ärzten entsprechende Info erteilt.

Natürlich ist keiner im Krankenhaus oder auch zuhause oder sonstwo keimfrei. Weder Patient sonst sonstwer oder sonstwas.
Haha - das ist echt eine witzige Vorstellung :lol:
Es geht ja auch gar nicht um Keimfreiheit. Sondern um Keimarmut.
Man kann allerdings - gemäß der nachfolgenden Untersuchung - nicht ernsthaft davon sprechen, dass die meisten, lebenbedrohlichen Infektionen durch Patienten und deren eigene Baktieren ausgelöst werden ...

www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/downloa...richt_20.07.2017.pdf

die entsprechende Tabelle (Nr. 15) auf Seite 29 habe ich versucht separat rauszukopieren - konnte ich nicht wegen PDF - jetzt ist es halt in Zeilen- statt in Tabellenform (macht aber trotzdem Sinn) - dann muss man nicht unbedingt den ganzen Rest lesen ... oder die Tabelle Nr. 15 im Dokument angucken. geht wahrscheinlich schneller. :huh:

"Entsprechend den methodischen Vorgaben des ECDC wurde neben der Art der NI ebenfalls der Ursprung der Infektion dokumentiert. Unterschieden wurde dabei zwischen NI, die während des aktuellen Krankenhausaufenthaltes auftraten, und solchen, die in einem anderen Akutkrankenhaus erworben wurden (Tabelle 15). 26% der NI lagen bereits bei Aufnahme vor, wobei 37% der bei Aufnahme vorliegenden NI im selben Krankenhaus erworben wurden. 2011 lagen 19% der NI bereits bei Aufnahme vor. Der Anteil der NI, die im selben Krankenhaus erworben waren, an allen NI, die bei Aufnahme vorlagen, lag 2011 bei 49%.
Tabelle 15: Ort des Erwerbs der NI Auftreten Untergruppe Anzahl 2016 Anteil 2016 (%)
Bereits bei Aufnahme vorhanden
816
26,3
(100)
Vorher im selben Krankenhaus
305
37,4
Vorher in einem anderen Krankenhaus
395
48,4
Unbekannt
116
14,2
Nach Aufnahme erworben
2.288
73,7
Summe
3.104
100,0"

Sind ja ganz schön viele "nach Aufnahme erworben" ... Tja

klar - man soll sich nicht "verrückt" machen - aber Achtsamkeit ist schon gut. Und Fragen kostet nix.
Dorothee

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