Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom

Arbeitsgemeinschaft Multiples Myelom (Plasmozytom, Morbus Kahler)
Online-Netzwerk für Patienten/-innen und Angehörige

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Joseph Seil-Rommes,
der nach einem langen Kampf gegen das Multiple Myelom von uns gegangen ist.
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Multiples Myelom - Portal der AMM-Online mit Forum, Studien und Informationen

  1. Was ist ein "Multiples Myelom"?
  2. Wie häufig ist die Erkrankung? 
  3. Wer erkrankt an einem Multiplen Myelom?
  4. Wodurch macht sich ein Multiples Myelom bemerkbar (Symptome der Erkrankung)?

Was ist ein "Multiples Myelom"?

Mit dem Begriff "Multiples Myelom" wird eine bösartige Erkrankung des Immunsystems bezeichnet, die typischerweise im Knochenmark entsteht und auf der Entartung von Lymphzellen, speziell Plasmazellen, beruht. Plasmazellen gehören zu den weißen Blutkörperchen bzw. B-Lymphozyten und sind im Knochenmark, aber auch in anderen Körpergeweben zu finden. Ihre Aufgabe ist die Produktion von Antikörpern (auch als Immunglobuline bezeichnet). Antikörper spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem des Menschen, indem sie an der Abwehr von Viren, Bakterien und anderen Infektionserregern mitwirken. Der Name der Erkrankung beruht auf dem Wachstum von Tumorzellen an vielen (multiplen) Stellen des Knochenmarkes. Lässt sich bei einem Patienten lediglich ein einzelner Krankheitsherd nachweisen, spricht man von einem solitären Plasmozytom. Die Unterscheidung zwischen Plasmozytom und Multiplem Myelom ist vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Behandlung dieser beiden Plasmazellerkrankungen essenziell. Obwohl bei weit fortgeschrittenen Erkrankungsformen auch Tumorzellen in der Blutbahn nachweisbar sein können, ist die Myelomerkrankung keine Leukämie in engeren Sinne. Die Erkrankung wird formal den Lymphomen (Lymphknoten-Krebserkrankungen) zugerechnet, obwohl ein Befall von Lymphknoten nur selten zu beobachten ist.

Wie häufig ist die Erkrankung?

Das Multiple Myelom macht rund 1,5% aller bösartigen Erkrankungen des Menschen aus. Im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen, wie z.B. Brustkrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs, handelt es sich also um eine seltene Erkrankung. In Deutschland erkranken von 100.000 Menschen pro Jahr etwa 7-10 Menschen an einem Multiplen Myelom (Quelle: Robert-Koch-Institut, Berlin).

Wer erkrankt an einem Multiplen Myelom?

Das Multiple Myelom ist typischerweise eine Erkrankung des älteren Menschen. 75% aller Myelompatienten sind bei Diagnosestellung älter als 60 Jahre. Anders als bei anderen Krebserkrankungen (z.B. Lungenkrebs durch Rauchen) gibt es kein sicher bekanntes Risikoverhalten, durch welches eine Myelomerkrankung begünstigt wird. Somit gibt es für bösartige Plasmazellerkrankungen auch keine vorbeugenden Maßnahmen, durch deren Einhaltung die Erkrankung zu vermeiden wäre. Die Frage "Warum gerade ich?", die sich sicherlich die meisten Patienten gerade zu Beginn der Erkrankung stellen, lässt sich also in der Regel nicht eindeutig beantworten. Das Multiple Myelom gilt nicht als Erbkrankheit, obwohl in sehr seltenen Fällen auch mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sein können.

Wodurch macht sich ein Multiples Myelom bemerkbar (Symptome der Erkrankung)?

Beim überwiegenden Teil der Patienten macht sich das Multiple Myelom durch Knochenschmerzen, vor allem im Sinne von Rückenschmerzen, bemerkbar. Es klagen allerdings sehr viele Menschen über Rückenbeschwerden und diese sind nur selten durch eine bösartige Erkrankung mit Beteiligung des Knochens verursacht. Für die Schmerzen eines Myelom-Patienten werden daher oft zunächst "Verschleißerscheinungen" (degenerative Veränderungen) des Bewegungsapparates verantwortlich gemacht.

Aus diesem Grund vergehen zwischen dem ersten Auftreten von Knochenbeschwerden und der Diagnose einer Myelomerkrankung häufig Wochen bis Monate. Bei vielen Patienten wird zunächst eine Schmerztherapie (Tablettentherapie, "Spritzenbehandlung") eingeleitet oder versucht, durch physikalische Maßnahmen (Massagen, "Einrenkung") Linderung zu verschaffen.

Oft wird die Erkrankung erst bei Auftreten weiterer Symptome der Erkrankung erkannt, die z.B. mit einer Schädigung der Nerven, der Nieren oder des Herzens zusammenhängen.

Neben Knochenschmerzen sind weitere mögliche Symptome einer Myelomerkrankung:

  • Zeichen einer Blutarmut, wie Abgeschlagenheit, Antriebsarmut, Kurzatmigkeit bei Belastung, Reizbarkeit oder Kopfschmerzen
  • Infektanfälligkeit mit häufig wiederkehrenden, hartnäckigen Infektionen
  • Zeichen einer Nierenfunktionsbeeinträchtigung, wie Gewichtszunahme durch Einlagerung von Flüssigkeit in Körpergeweben (Ödeme)
  • Zeichen einer Schädigung peripherer Nerven mit Empfindungsstörungen, wie z.B. Kribbeln und Taubheit
  • Zeichen einer Kalziumerhöhung im Blut (Hyperkalzämie) mit Verwirrtheit und Muskelschwäche
  • Lähmungserscheinungen im Rahmen von Wirbelkörperbrüchen
  • Herzmuskelschwäche mit abnehmender Belastbarkeit

Nicht wenige Patienten berichten über auffallend schäumenden Urin. Dies kommt durch eine vermehrte Eiweiß-Ausscheidung im Urin zustande.

Immer wieder gibt es auch Patienten, bei denen die Erkrankung zufällig diagnostiziert wird, z.B. nachdem im Rahmen einer Routine-Blutentnahme auffällige Laborwerte (z.B. beschleunigte Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit) festgestellt wurden.

 

Autoren: 

PD Dr. med. Peter Liebisch, überarbeitet 2015 von Prof Dr. med. Jens Hillengaß, 2020 aktualisiert von Prof. Dr. Christoph Renner, Universitätsspital Basel. (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)

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